Neue Keramik 5/2025

Aktuelle Ausgabe – Neue Keramik 6/2025

Im PORTRAIT: 8 Keramikkünstlerinnen und -künstler aus  Deutschland, Japan, Süd-Afrika, Großbritannien, Dänemark. Wir berichten über AUSSTELLUNGEN und VERANSTALTUNGEN aus Österreich, Niederlande, Deutschland, USA, Türkei, Schweiz, Großbritannien, Marokko. Im KÜNSTLER-JOURNAL stellen wir Ding Youyu (Taiwan). Darüber hinaus Werkstattgespräche, Termine, Kurse, Seminare, Märkte.

Inhalt

DIE NEWS

PORTRAITS
Benedikt Hipp – Deutschland
Kasen Tatebayashi – Japan
Susanne Worschech – Deutschland
Andrew Walford – Süd-Afrika
Peter Beard – Großbritannien
Mette Maya Gregersen – Dänemark
Gerda Lepke / Kathrin Buskies – Deutschland
Christine Ruff – Deutschland

AUSSTELLUNGEN / VERANSTALTUNGEN
ERASMUS + – Wien – Österreich
Fusion of Vision – Gmunden – Benelux / Österreich
Bouke de Vries – Leeuwarden – Niederlande
WINNERS – Heidelberg – Deutschland
Keramisches Kulturerbe in Miniatur – International
Emerging Artists 2025 – Salt Lake City – USA
As Thin as a Promise – Istanbul – Türkei
Jüdische Designerinnen – Berlin – Deutschland
Extra-Nature – Genf – Schweiz
Lehmbau in Marokko III – Keramik & Reisen
Revolutionäre Ansätze in Ton – Chippendale – Großbritannien

BÜCHER
Neue Lektüre – International

KÜNSTLER-JOURNAL

Ding Youyu (Taiwan) – Ting-Ju Shao

WERKSTATTGESPRÄCHE

Yael Novak – Evelyne SchoenmannInterview / Technik

TERMINE / Ausstellungen / Galerien / Museen
Ausstellungskalender    International

KURSE / SEMINARE / MÄRKTE
ANZEIGEN
VORSCHAU / IMPRESSUM

Leseproben

Kasen

Ein kleiner Ausstellungsraum, den ich 2016 zufällig auf meiner Japanreise in Arita entdeckt habe, war gefüllt mit buntem Porzellan – klassisch bemalt, aber irgendwie aufregend frisch. Die Malerin, die die Stücke entwarf und bemalte, war KASEN. Sie und ihr Vater führten uns anschließend auch noch durch die Werkstatträume.
Seit diesem ersten Kontakt ist etwas Zeit vergangen, und ich habe KASEN einige Male wiedergetroffen – zuletzt bei einer Ausstellung Ihrer Werke in Osaka. Ihre Arbeiten sind von einer Feinheit, Perfektion und dennoch auch Lebendigkeit in der Malerei, die mich faszinieren.
KASENs Werke entstehen bewusst zwischen Tradition und Moderne. Für sie bedeutet „Tradition“ nicht einfach die Bewahrung der Vergangenheit – im Gegenteil: Eine Tradition ist eben auch nur ein überlieferter Trend. Was wir heute als Tradition bezeichnen, ist das „Neue“, das vor 400 Jahren entstand. Deshalb möchte KASEN das „Jetzt“ als „Tradition“ der Zukunft bewahren indem sie moderne Empfindungen integriert. Ihre Arbeiten verweben moderne Designs und Ideen auf subtile Weise mit klassischen Techniken und Formen. Tradition kann nur überleben, wenn sie Veränderung zulässt – dies steht im Mittelpunkt ihrer Arbeit.

(Ralf Burger)

Kasen

Peter Beard

Die Galerie Terra Delft befindet sich im historischen Stadtzentrum von Delft und bietet eine vielfältige und hochwertige Präsentation zeitgenössischer Keramik. Mit einem dynamischen Ausstellungsprogramm und einer ständigen Sammlung dient die Galerie als Verkaufsplattform für renommierte Künstler aus dem In- und Ausland. Die Sammlung reicht von Gebrauchskeramik bis hin zu rein skulpturalen, nicht-funktionalen Werken. Seit der Gründung – vor fast vierzig Jahren – war unsere Perspektive stets nach außen gerichtet.
Der Anspruch, international zu agieren, war von Anfang an vorhanden. Doch wie lässt sich dieser Anspruch in die Tat umsetzen? Eine Möglichkeit, dieses Ziel zu erreichen, war die Organisation von Ausstellungen, die sich auf ein einzelnes Land konzentrieren. 2001 präsentierten wir die Gruppenausstellung „Großbritannien“ bei Terra mit Werken von Felicity Aylieff, Tim Andrews, Peter Beard, Jenny Beaven, Peter Lane und Duncan Ross. Dies war unsere erste Begegnung mit Peters Werk – und seiner Persönlichkeit – und markierte den Beginn einer langen und inspirierenden Zusammenarbeit.
Handwerk, Natur und Landschaft als Inspiration
Peter Beard lässt sich stark von der Natur und der Landschaft inspirieren. Er greift die Archetypen der Keramikform auf, überschreitet aber auch Grenzen, indem er Materialien wie Metall und Stein einbezieht. Seine Arbeiten sind das Ergebnis einer meisterhaften Kombination aus technischem Können und künstlerischer Freiheit. Handwerkliches Können steht für Beard an erster Stelle; seine Kreationen sind solide, präzise und ästhetisch ausgeführt.

(Joke Doedens)

Peter Beard

Mette Maya

Für Mette Maya war die Arbeit mit Ton schon immer eine instinktive Anziehungskraft – ein unausgesprochener Dialog zwischen ihrem Unterbewusstsein, ihren Händen und dem Material. Ihre Arbeit ist ein Paradoxon – zugleich die Suche nach Zugehörigkeit und die Flucht davor, ein Dialog zwischen Präsenz und Abwesenheit. Jede ihrer Formen offenbart eine stille Spannung, die sich zugleich auflöst t, ausgewogen und doch im Fluss ist und die Widersprüche verkörpert, die ihre Reise geprägt haben. Diese Dualität verleiht Mettes Werken ihre unverwechselbare Stimme – in der gegensätzliche Kräfte aufeinandertreffen und im Zwischenraum Gleichgewicht finden.
Es war ein paar Jahre her, seit ich Maya gesehen hatte, als ich sie am Flughafen in Kathmandu begrüßte; dieses vertraute strahlende Lächeln voller Aufregung und Vorfreude auf das Kommende, selbst nach den langen Flügen von ihrer Heimat Dänemark. Ich hatte ein Jahrzehnt in Nepal verbracht, um das jahrhundertealte Handwerk zu erforschen, das im Kathmandutal noch immer praktiziert wird, einschließlich unserer gemeinsamen Leidenschaft für Keramik, und Maya hatte einen zweiwöchigen Aufenthalt in einer lokalen Papierfabrik organisiert, was wahrscheinlich eine erfrischende Abwechslung zu ihrem Alltag zu Hause sein würde.
Kunsthandwerk prägt hier Landschaft und Kultur und hinterlässt bei jedem Besucher einen unauslöschlichen Eindruck. Ich war gespannt, wie gut sie sich an eine Kultur anpassen würde, die so anders ist als ihre Heimat in Europa. Nicht jeder kann sich in so kurzer Zeit anpassen. Was hatte sie dazu inspiriert, hierherzukommen? Was hoffte sie, mit der Arbeit in einem anderen Medium zu erreichen?

(Gary Wornell)

Mette Maya

Christine Ruff

Deskriptive und zugleich fantasievolle Titel wie „Schalenvase“, „Knollenvase“, „Wackelschale“ oder „Pilzschale“ umschreiben die verschiedenen schlichten, skulpturalen Vasen und Schalen, die Christine Ruff seit 2004 in ihrem Wuppertaler Atelier entwickelt. Es handelt sich dabei um Gefäß-Objekte, die sich durch eine unprätentiöse und elementare Formensprache und eine klare, teilweise pastellige, teilweise intensive Farbigkeit auszeichnen. Sie laden den Betrachter dazu ein, Formen und Oberflächen von scheinbar bekannten Gegenständen neu zu entdecken und deren Position zwischen Kunst und Design, zwischen Raumobjekt und Gebrauchsgegenstand zu erfahren. Bewusst lässt sie bei der Gestaltung offen, ob man die Objekte als Vasen, Schalen oder Behälter nutzen oder sie als Dekor- oder Kunstobjekt in den Raum stellen möchte. Die Form des Objektes und deren Präsenz im Raum steht an erster Stelle – die Funktion des Gegenstandes ist nachrangig. Für sie soll der Entwurf eines keramischen Objektes nicht der jeweiligen Funktion oder Nutzung untergeordnet sein, sondern die Autonomie des künstlerischen Werkes präsentieren.
Bereits in den späten 1980er Jahren hatte sie erste eigene Arbeiten entwickelt, jedoch ohne die Perspektive der Selbstständigkeit in Betracht zu ziehen. Erst die Arbeit als Assistentin im Atelier des international bekannten Künstlers Tony Cragg ermutigte sie ihren eigenen Weg zu gehen und sich auf ihre visuelle Intuition zu verlassen.

(Valeria Liebermann)

Christine Ruff

“FUSION of VISIONS”
Eine besondere Wanderausstellung der AIC/IAC Benelux-Mitglieder

In vielen Ländern gibt es nationale Keramikverbände, die Ausstellungen und Veranstaltungen organisieren, um ihre Mitglieder zu vernetzen. So war beispielsweise der NVK (Niederländischer Keramikverband) früher in den Niederlanden aktiv. In Belgien ist der WCC-BF (World Craft Council – Frankophones Belgien) weiterhin aktiv und vereint Kunsthandwerker in Wallonien. Der WCC-VL in Flandern ist jedoch seit einiger Zeit inaktiv.
Während der AIC-Konferenz 2022 in Genf sprach ich mit mehreren Keramikern aus der Benelux-Region, von denen ich einige noch nie oder seit Jahren nicht mehr getroffen hatte. Wir teilten die Enttäuschung darüber, dass trotz der vielen professionellen Keramiker in unserer Region der gegenseitige Kontakt oft sporadisch bleibt, obwohl wir relativ nah beieinander wohnen. Die Idee, etwas zu ändern, begann sich zu entwickeln und wir vereinbarten ein Treffen. Im Herbst 2022 trafen sich etwa zehn Keramiker und Keramikerinnen (von den 25 AIC-Benelux-Mitgliedern) zu einem ersten Treffen, einige nahmen per Zoom teil. Wir beschlossen, eine regionale Ausstellung zu organisieren, möglicherweise begleitet von Vorträgen, Workshops und Vorführungen. Einige Mitglieder sagten zu, mit Museen, Galerien und Kulturzentren Kontakt aufzunehmen. Nach mehreren Treffen erarbeiteten wir ein gemeinsames Leitbild und identifizierten mehrere mögliche Standorte. Auf der AIC-Konferenz in Portugal präsentierten wir eine Vorschau: eine Ausstellung mit etwa zwanzig Werken im Kulturzentrum in Caldas da Reinha.
Die Resonanz war positiv und zog viele Besucher an.

(Patty Wouters)

Arbeit von Yves Malfliet

Bouke de Vries:UNBROKEN

Ausstellung im Keramiek Museum
Princessehof, Leeuwarden, NL
5. Juli 2025 bis 16. August 2026

Scherben, Scherben, Scherben … was macht die große Faszination keramischer Bruchstücke aus? Schon seit Jahren trifft man immer wieder auf die künstlerische Auseinandersetzung mit ihnen. Eine besonders anregende Antwort gibt Bouke de Vries den Besuchern in seiner Überblicksausstellung noch bis zum 16. August 2026 im niederländischen Nationalmuseum für Keramik in Leeuwarden. Und mein Tipp: unbedingt ansehen.
„Es ist irgendwie seltsam, dass so ein kaputtes Ding, das genauso gut gemacht ist wie ein intaktes, einfach so im Müll landet,“ so Bouke de Vries. Nach dem Besuch der Präsentation „Unbroken“ mit etwa 95 Exponaten, darunter elf extra für diese Ausstellung angefertigt, bleibt nur die Möglichkeit zur begeisterten Zustimmung. Denn so unterschiedlich die einzelnen Arbeiten auch sein mögen – immer spürt der Betrachtende den Respekt des Künstlers vor der besonderen Qualität und der Historie seiner Ausgangsobjekte. Und dass diese hauptsächlich, aber nicht ausschließlich aus Keramik bestehen, macht gleich zu Beginn der Ausstellung ein zweitausend Jahre altes chinesisches Holzpferd deutlich. (Gudrun Schmidt-Esters)

Porcelain Venegeance (V2 Rocket), (Ausschnitt), 2024

WINNERS

Internationale Preisträger in Keramik, Glas, Holz und Schmuck
14. September bis 16. November 2025
Galerie Marianne Heller, Heidelberg

Was macht ein Objekt zu einem ausgezeichneten Kunstwerk? Ist es die technische Virtuosität, die Tiefe des Ausdrucks oder die stille Präsenz im Raum? Die Ausstellung WINNERS in der Galerie Marianne Heller in Heidelberg geht genau dieser Frage nach und versammelt internationale Werke, die das zeitgenössische Kunsthandwerk auf beeindruckende Weise prägen.
Entstanden ist die Idee aus dem Wunsch, herausragende Positionen im Bereich der Angewandten Kunst in einem gemeinsamen Rahmen zusammenzuführen – jenseits klassischer Kategorien und fern jeder funktionalen Einordnung. Im Mittelpunkt stehen Arbeiten, die sich durch gestalterische Qualität, Materialbewusstsein und eine unverwechselbare Formsprache auszeichnen und international Anerkennung gefunden haben.
Die Angewandte Kunst erlebt immer wieder Phasen besonderer Aufmerksamkeit. Bewegungen wie Arts and Crafts oder das Bauhaus zeigen, wie eng gesellschaftliche Entwicklung und gestalterischer Ausdruck miteinander verbunden sind. Vielleicht stehen wir heute erneut an einem solchen Wendepunkt.

Elke Sada, Deutschland Foto – Christoph Kremtz

Künstlerjournal

Ding Youyu  – Taiwan
Von 2018 bis 2024 erlebten Ding Youyus (geb.1993) Werke eine stilistische Weiterentwicklung und technische Verfeinerung. Verwurzelt in der Essenz klassischer Bronzearbeiten, wechseln die Linien jetzt fließend zwischen filigranen und minimalistischen Formen. Halbabstrakte Tierkörper zitieren die Essenz mythischer Bestien und Kreaturen. Für die Wand konzipierte Hirsch- und Schafköpfe zeichnen sich durch scharfe Geweihkonturen aus, während die halbabstrakte Formen wie Hühner, Löwen und Drachen vollvolumige Silhouetten zeigen. Diese Köpfe werden von beckenartigen Gefäßen gekrönt, die mit metallisch anmutenden Chrom- und Kobaltglasuren überzogen sind. Die Form der Geweihe wird auf einzigartige Weise als Gefäßform neu interpretiert und lädt den Betrachter zum Innehalten und Schauen ein.

(Ting-Ju SHAO)

Ding Youyu – Taiwan

Werkstattgespräch mit Yael Novak

Yael, kannst du uns erzählen, wie Du zur Keramik gekommen bist und was Dich an diesem Medium so fasziniert?

Meine Keramikreise begann, als ich als Lehrerin und Führerin im Rockefeller-Museum in Jerusalem arbeitete. Mir wurde ein Raum zugewiesen, der mit wunderschönen, antiken nabatäischen Töpferwaren gefüllt war. Dort begann meine Faszination für alte Kulturen und Keramik. Täglich von diesen Gefäßen umgeben zu sein, die sowohl Geschichte als auch Funktion in sich trugen, weckte in mir eine tiefe Neugierde für Ton als Medium. Mit der Zeit entwickelte sich diese Faszination zu einer Berufung, die mich dazu brachte, die expressiven, materiellen und kulturellen Dimensionen der Keramik als meine künstlerische Ausdrucksform zu erforschen. Ausgangspunkt meiner künstlerischen Reise war die Faszination für die taktilen und transformativen Eigenschaften von Ton. Es hatte etwas Grundlegendes und zugleich Grenzenloses. Ich war angezogen von der Unmittelbarkeit der Arbeit mit meinen Händen, vom Dialog zwischen Zerbrechlichkeit und Beständigkeit sowie von der langen Geschichte des Tons als eine der ältesten kreativen Sprachen der Menschheit. Mit der Zeit wurde mir klar, dass es bei der Keramik nicht nur um Form oder Handwerk geht, sondern um Erzählung, Symbolik und die Art und Weise, wie Objekte über Jahrhunderte hinweg Bedeutung bewahren können.

(Evelyne Schoenmann)

Yael Novak

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