Meggi Rochell
Ein Rollschuh fahrendes Mädchen, ein in einem Boot liegender Mann, zwei auf Bauklötzchen im XXL-Format ausbalancierte Kinder, ein weiblicher Torso, auf dessen nach oben gestreckter Hand ein Vogel gerade noch sitzt, bereits im Abflug begriffen die Flügel schlagend – man könnte viele weitere Situationen anführen, die Meggi Rochell einfängt, die sie kreiert, um Menschen in Bewegung, in verschiedenen Positionen und Momenten darzustellen. Alle haben sie ihren Ausgangspunkt in persönlichen Themen, mit denen Rochell menschliche Emotionen einzufangen und wie derzugeben versucht. Es sind alltägliche Situationen ebenso, wie aus der Phantasie entstandene, die auch dadurch unrealistisch wirken, weil die Künstlerin ihre menschlichen Figuren – bis auf ihre Kinderdarstellungen – stets nackt darstellt. Dafür bedient sie sich mit der Verwendung von Ton eines der ältesten künstlerischen Materialien, das für seine Formbarkeit ebenso bekannt ist, wie dafür, dass der Künstler bzw. die Künstlerin durch den Trocknungsprozess eine gute Portion Gelassenheit und Geduld mitbringen muss – und das Ergebnis durch den Brennvorgang immer noch Überraschungen bieten kann. Im Zusammenspiel mit aktuellen Themen und Fragestellungen sowie einer hohen Ästhetik, die alle ihre Kunstwerke auszeichnet, entsteht eine spannungsvolle Diskrepanz, die Meggi Rochell in und mit ihren Kunstwerken auflöst.
Ein aktuelles ihrer Keramikwerke ist das rollschuhfahrende Mädchen: Selbstverliebt dreht es seine Pirouetten auf der Spiegelscheibe, die das Moment der Selbst(be)spiegelung betont.
(Chris Gerbing)