Estelle Robert
Die französische Töpferin Estelle Robert ist Gebrauchskeramikerin mit Leib und Seele. Der Alltag liegt ihr am Herzen: Der Moment, in dem das Gefäß benutzt wird, beim Kochen, zum Trinken, an der gemeinsamen Tafel in großer Runde. Formen und Farben ihrer Objekte zeugen von großer Freiheit im Umgang mit dem Material und sind Ausdruck einer – im wahrsten Sinne des Wortes – überbordenden Kreativität.
Gebrauchskeramik – aber was für eine!
Bei den Objekten von Estelle Robert, die meist auf der Töpferscheibe entstehen und bei 1100°C im Gasofen gebrannt werden, handelt es sich vor allem um Gefäße der Tischkultur, „art de la table“, wie es im Französischen so schön heißt: Teller, Tassen, Becher, Kannen, Schalen – sowie weitere Objekte für den Haushalt wie Gratinformen, Ölkännchen, Vasen, aber auch Seifenhalter und sogar Weihwasserspender: Gerätschaften für den Haushalt, also Gebrauchskeramik.
Formen und Funktionen sind im Grundsatz klassisch, nicht aber deren Erscheinungsweise. Die Gefäße von Estelle Robert sind nicht glatt und perfekt geformt, sondern eher roh, fast als wäre da jemand noch am Üben. Doch Estelle Robert ist eine professionelle, gut ausgebildete Keramikerin. Freilich gibt es Rillen, Daumenabdrücke und kleine Ausbuchtungen – eine Fabrik oder Manufaktur hätten solche Stücke wohl kaum verlassen. Es handelt sich unverkennbar um handwerklich gearbeitete Stücke, jedes einzeln, jedes extra, und es wird ein Ton als Material verwendet, der auf diese Art und Weise formbar ist.
(Elisabeth Schraut)