Neue Keramik 5/2024

Aktuelle Ausgabe – Neue Keramik 6/2024

Im PORTRAIT: 8 Keramikkünstlerinnen und -künstler aus Italien, Portugal, Deutschland, Österreich, Frankreich. Wir berichten über AUSSTELLUNGEN und VERANSTALTUNGEN aus Deutschland, USA, Taiwan, Ghana. Im KÜNSTLER-JOURNAL stellen wir Akiko Maeda und Wanying Liang. Darüber hinaus Werkstattgespräche, Termine, Kurse, Seminare, Märkte.

Inhalt

DIE NEWS

PORTRAITS
Sara Dario – Italien
Manuel Seita – Portugal
Isabell Kamp – Deutschland
Andrea Baumann – Österreich
Katarina Löber / Thomas Löber-Buchmann – Deutschland
Ulrike Zerzer – Österreich
Estelle Robert – Frankreich

AUSSTELLUNGEN / VERANSTALTUNGEN
Katharina Beesk – Ringelheim – Deutschland
Toshiko Takaezu – New York – USA
Hausgäste / Scherben zum Glück – Fürstenberg – Deutschland
Galerie Belinda Berger – Westerstede – Deutschland
Muscle Memory Collective – Yingge – Taiwan
spacial notations / Lena Kaapke – Erfurt – Deutschland
Keramik der Antiken Welt – International
Online Studium – New York / Shanghai – International
Reise in die Sub-Sahara – Ghana

BÜCHER
Neue Lektüre – International

KÜNSTLER-JOURNAL

Akiko Maeda (Japan) und Wanying Liang (China) – Ting-Ju Shao

WERKSTATTGESPRÄCHE

Jose Maria Mariscal – Evelyne SchoenmannInterview / Technik

TERMINE / Ausstellungen / Galerien / Museen
Ausstellungskalender    International

KURSE / SEMINARE / MÄRKTE
ANZEIGEN
VORSCHAU / IMPRESSUM

Leseproben

Sara Dario

Monika Gass im Gespräch mit Sara Dario

Deine Arbeiten sind unglaublich schön: Es ist so interessant, die farbenfrohen Fotos und Landschaften auf dem schimmernden, weißlichen Porzellan Deiner Stücke zu betrachten. Das ist Dein Stil und Deine Professionalität: Ist das Ergebnis Deiner hervorragenden künstlerischen Ausbildung – oder die Quelle Deiner Inspiration?
Das Ergebnis resultiert aus beiden Quellen. Ich habe Kunst an der High School in Venedig und Bildhauerei an der Kunstakademie von Carrara studiert. Während meines Studiums dort war ich drei Jahre lang für ein längeres Erasmus-Studium an der Kunstakademie in München, wo ich verschiedene Techniken zum Drucken auf verschiedenen Materialien, Fotografie, Fotosiebdruck und Fotogravur lernte.
Meine gesamte Schulbildung war ausgezeichnet, aber die Erfahrung an der Akademie in München war unglaublich wichtig für meine zukünftige Arbeit.
Jedes Projekt muss eine Bedeutung und einen Gedanken haben. Bevor wir ein neues Projekt erstellten, präsentierten und erläuterten wir es vor der ganzen Klasse und erklärten unsere Absicht. Wurde unsere Präsentation akzeptiert, konnten wir sie weiterentwickeln und realisieren.
Diese Art des Unterrichts machte jedes Stück zu einem Ergebnis der Inspiration, zusammen mit einem gedanklichen Prozess und einer Bedeutung, so dass auch jetzt hinter meinen Stücken immer ein “Gedankenprozess” steckt.

(Monika Gass)

Sara Dario

Andrea Baumann

Andrea Baumann lebt und arbeitet in Tirol, in den Bergen mit Blick auf Innsbruck, ein nahezu paradiesischer Platz.
In Landshut absolvierte sie ihre Lehre zur Keramikerin, eröffnete ihre erste eigene Werkstatt in Freiburg, studierte Freie Kunst-Keramik bei Johannes Gebhardt und experimentelle Malerei bei Renate Anger in Kiel. Später, während eines einjährigen Studienaufenthaltes in Reykjavik, entwickelte sie ihre ersten künstlerischen Aktionen, Videos und Fotos mit großem Erfolg.
An der Akademie der Bildenden Künste in München studierte sie Bildnerisches Gestalten und Therapie.
Seit 2003 führt sie erneut ihre Werkstatt mit Porzellanarbeiten.
Porzellan aus Limoges in Frankreich, weiß, hell, durchscheinend, färbt sie ein, schafft mit ihren Händen einen Formenkanon aus Zylinder, Kugel, Halbkugel zu Tellern, Tassen, Schalen und Platten, auch Teekannen. Ihre Werkzeuge sind ihre Hände, ihre Sinnesorgane, die Formvorstellungen verwirklichen, die oft in deren organischer Ausprägung an zarte, zerbrechliche Blüten erinnern.
Ihre Gefäße zu bauen, scheint für Andrea Baumann das Tun mit äußerer und innerer Bewegung zu sein. Spuren ihres Tuns prägen die Anmut der Gefäße, stabil und fragil und das Zusammenspiel der Materialästhetik, Lebendigkeit, Leichtigkeit, Licht und Farbe erhebt sie zu einem energetischen Gesamtbild.
Farbe ist immer ein Ergebnis des Lichtes. Farbe ist auch immer eine sinnliche Tatsache und eine Welt für sich.

(Christoph Hasenberg)

Andrea Baumann

Katarina Löber und Thomas Löber-Buchmann

Wer den Schauraum der beiden Keramiker Katarina Löber und Thomas Löber-Buchmann in einem Gründerzeitviertel in Halle betritt, spürt die besondere Atmosphäre, die von den Gefäßen und Objekten bestimmt wird. Schönheit umfängt den Besucher, eine Schönheit im klassischen Sinn, die auf Harmonie und Symmetrie beruht. An der Wand ist eine Auswahl großer Schalen zu sehen, die Vielfalt an Dekorationen und Mustern, die das Keramikerpaar im Verlauf vieler Jahre erschaffen hat. Auf den ersten Blick scheinen sie von einer Hand zu kommen, die Produkte eines Künstlers zu sein. Doch beim genauen Betrachten zeigen sich unterschiedliche Arbeitsweisen und Vorlieben bei der Gestaltung, eine jeweils eigene Formensprache auf gleichen Objekten, die wegen ihrer Größe nur gemeinsam hergestellt werden können.
Das Künstlerpaar Katarina Löber und Thomas Löber-Buchmann arbeitet seit Jahren in einer Werkstatt zusammen und kommt sich dabei nicht ins Gehege. Im Gegenteil. Der fachliche Austausch ist ihnen wichtig, das Reden über Prozesse und Abläufe, auch über die Organisation, die sich im Team einfacher bewerkstelligen lässt. Besonders anregend ist für beide die Diskussion über neue Ideen. Die Meinung des jeweils anderen hat Gewicht. Sie kennen sich lange, seit dem Studium an der bekannten Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle.

(Doris Weilandt)

Katarina Löber

Estelle Robert

Die französische Töpferin Estelle Robert ist Gebrauchskeramikerin mit Leib und Seele. Der Alltag liegt ihr am Herzen: Der Moment, in dem das Gefäß benutzt wird, beim Kochen, zum Trinken, an der gemeinsamen Tafel in großer Runde. Formen und Farben ihrer Objekte zeugen von großer Freiheit im Umgang mit dem Material und sind Ausdruck einer – im wahrsten Sinne des Wortes – überbordenden Kreativität.

Gebrauchskeramik – aber was für eine!
Bei den Objekten von Estelle Robert, die meist auf der Töpferscheibe entstehen und bei 1100°C im Gasofen gebrannt werden, handelt es sich vor allem um Gefäße der Tischkultur, „art de la table“, wie es im Französischen so schön heißt: Teller, Tassen, Becher, Kannen, Schalen – sowie weitere Objekte für den Haushalt wie Gratinformen, Ölkännchen, Vasen, aber auch Seifenhalter und sogar Weihwasserspender: Gerätschaften für den Haushalt, also Gebrauchskeramik.
Formen und Funktionen sind im Grundsatz klassisch, nicht aber deren Erscheinungsweise. Die Gefäße von Estelle Robert sind nicht glatt und perfekt geformt, sondern eher roh, fast als wäre da jemand noch am Üben. Doch Estelle Robert ist eine professionelle, gut ausgebildete Keramikerin. Freilich gibt es Rillen, Daumenabdrücke und kleine Ausbuchtungen – eine Fabrik oder Manufaktur hätten solche Stücke wohl kaum verlassen. Es handelt sich unverkennbar um handwerklich gearbeitete Stücke, jedes einzeln, jedes extra, und es wird ein Ton als Material verwendet, der auf diese Art und Weise formbar ist.

(Elisabeth Schraut)

Estelle Robert

“Hausgäste” und “Scherben zum Glück”

Museum Schloss Fürstenberg präsentiert zwei Sonderausstellungen

Gleich zwei Sonderausstellungen laden seit September im Museum Schloss Fürstenberg ein, auf eine unterhaltsame, faszinierende und romantische Zeitreise zu gehen. Als “Hausgäste” beehren einzigartige FÜRSTENBERG Porzellane des Museums August Kestner das Porzellanmuseum in Fürstenberg. Mit “Scherben zum Glück” entführt das Museum in eine Zeit des politischen und gesellschaftlichen Umbruchs und erzählt gleichzeitig eine große Liebesgeschichte. Beide Sonderausstellungen wurden am 20. September eröffnet.
“Zwei Ausstellungen parallel zu konzipieren, ist viel Aufwand, denn jede bekommt eine eigenständige Inszenierung. Gleichzeitig ergänzen sie sich und wir integrieren Teile in unsere Dauerausstellung”, erläutert Museumsleiter Dr. Christian Lechelt und fügt hinzu: “Wir gehen auf Zeitreise in vergangene Gesellschaften und ziehen Verbindungen zum Heute. Denn Porzellan spiegelt immer auch die Zeit. Das macht es so spannend.”
Eine spannungsreiche Zeit war es, als 1913 Victoria Luise, die einzige Tochter von Kaiser Wilhelm II., den Hannoveraner Welfenprinzen Ernst August heiratete. Zum letzten Mal vor dem Ersten Weltkrieg versammelte sich der europäische Hochadel. Die politisch arrangierte Hochzeit war gleichzeitig eine Liebesheirat – eine Geschichte, die bis heute fasziniert. Die Hochzeitsgeschenke für das Paar waren mehr als großzügig. So schenkte das Landesdirektorium der Provinz Hannover ein herrschaftliches Porzellanservice für 50 Personen und bis zu elf Gänge.

“Scherben zum Glück” – jeder Teller des Porzellanservices wurde individuell bemalt Foto – Richard Borek Stiftung

Die Ausstellung im New Taipei City Yingge Ceramic Museum, New Taipei, Taiwan

“How to Disappear”
The Muscle Memory Collective (MMC)

Im Herbst 2021 begannen wir, Joshua R. Clark und die Fotografin Bree Lamb, ein gemeinsames künstlerisches Projekt. Unter dem Namen Muscle Memory Collective (MMC) schufen wir gemeinsam völlig neue Werke und verwendeten eine Vielzahl von Ansätzen, nutzen die unterschiedlichen Fähigkeiten und visuellen Strategien, um Mixed-Media-Stücke, Fotografien, Skulpturen und Installationen zu schaffen. Im Kern erforschte MMC die Schnittstelle zwischen Ware, Fantasie und sozialer Währung durch die Paarung von referenziellen Objekten und Bildern. Wir schufen helle, glänzende Oberflächen mit einer Reihe vertrauter visueller Hinweise, bei denen der Ton der Arbeit zwischen Anteilnahme und Kritik schwankt. Mit unseren Arbeiten hoffen wir, oberflächliche Visionen zu schaffen, die von Erwartung, Übermaß und Verlangen geprägt sind und komplexe Reflexionen der amerikanischen Landschaft bieten.
In der Ausstellung „How to Disappear“ im Yingge Ceramic Art Museum in Taiwan haben wir ein einzigartiges Verfahren zur Wiederverwertung von Keramik verwendet. Dies erfolgte durch das Verschmelzen von recyceltem Keramikmaterial in der 3D-gedruckten Keramikform durch Brennen in einem Ofen. Der 3D-gedruckte Keramikbehälter ist mit einer Glastrennschicht ausgekleidet, so dass die Materialien nach dem Brennen im Ofen leicht entnommen werden können und so der Behälter mehrmals wiederverwendet werden kann. Wenn der 3D-gedruckte Keramikbehälter schließlich abgenutzt ist, kann auch er mit demselben Verfahren problemlos recycelt werden.

Die Ausstellung fand von Mai bis Juni 2024 im New Taipei City Yingge Ceramic Museum, New Taipei, Taiwan, statt.

Untitled

Keramik online unterrichten – kann das gut gelingen?

Während sich der Staub einer globalen Pandemie legt, fragen sich viele von uns, wie sich die Ereignisse auf Bildung und Pädagogik auswirkten. Einige sprechen von einem pandemischen Verlust des Bildungsniveaus, aber nur wenige sprechen von möglichen Vorteilen der Technologie, die eingesetzt wurde, um das Lernen zu erleichtern, wenn persönlicher Unterricht nicht möglich war. Die Pädagogik wurde über Zoom und andere Apps durchgeführt.
Allerdings wurde Online-Lernen lange vor der Pandemie entwickelt. Die Universität von Phoenix entwickelt seit Jahrzehnten die Technik von Online-Kursen. Die Liberty University in Virginia, gegründet von einem “Tele-Evangelisten”, hat 40.000 Online -Studenten. Auch die Stanford University hat Online-Studio-Kunstkurse entwickelt. Kann die Pädagogik der Studiokeramik außerhalb dieser transformierenden Fortschritte liegen?
Die State University of New York (SUNY) ist eine der bahnbrechenden amerikanischen Universitäten in Online-Training. Seit 1971 kümmert sich das Empire State College of Suny darum, jeden Campus von SUNY mit Online-Kursen zu versorgen. 2019 lud SUNY den Autor dieses Artikels ein, ein SUNY Online-Studio aufzubauen.
Es gibt drei Arten von Online-Unterricht: synchrones, asynchrones und hybrides Lernen. (Hybrides-Lernen umfasst sowohl asynchrone als auch synchrone Techniken.)

(Marc Leuthold)

Arbeiten von Studenten mit Polymerton

Künstlerjournal

Akiko Maeda – Japan
Unter den japanischen Keramikern, die Pflanzen als Motiv verwenden, sticht Akiko Maeda (geb. 1963) hervor. Ihre Objekte sind eher kräftig als anmutig und zart, mit Stielen und Blättern, die an in blauem Feuer geschmiedete Klingen und Stempeln, die an wilde Früchte aus Bergwäldern erinnern. Maeda war schon als Kind von den Formen und der Kraft der Pflanzen angezogen. Zu Beginn ihrer Karriere schuf sie Serien mit den Titeln “Samen”, “Sprossen” und “Wurzeln”, aus denen später die Serie “Pflanzen” entstand. Ihre Faszination für Pflanzen geht auf die Leidenschaft ihres Vaters für diese sowie auf ihre Reisen in tropische Länder zurück.

Wanying Liang – China
Liang Wanyings (geb. 1989) Werke sind ein Mikrokosmos der Gesellschaft, eine geschäftige Landschaft im Garten. Es ist wie ein wunderschöner und einsamer Abschied und verbirgt die Beobachtungen der Künstlerin zur sozialen Reflexion.
Das geschäftige und prächtige Blumenbeet trägt mehrere große Stapel wunderschöner Blumen. Darunter befinden sich Paare dünner Pferdebeine. Ein chinesischer Dichter, der auch Wanderarbeiter war und 2014 Selbstmord beging, berührte Liang zutiefst, weil sein Gedicht das Fremdsein thematisierte.

(Ting-Ju SHAO)

Akiko Maeda – Japan

Wanying Liang – China

Werkstattgespräch mit José Maria Mariscal

José, bevor wir über Deine Keramikwerke sprechen, möchte ich gerne auf Dich und Deinen Hintergrund zu sprechen kommen. Kannst Du uns etwas über Deinen Werdegang erzählen? Wolltest Du schon immer Keramiker werden?
Ja, ich habe schon immer als Keramiker/Töpfer gearbeitet. Ich bin in La Bisbal d’Empordà in Spanien geboren, einer wichtigen Keramikstadt in Katalonien. Mein Vater war schon Töpfer und ich habe das Handwerk von ihm gelernt. Im Jahr 2003 mietete ich eine Werkstatt in La Bisbal und begann, mit Steingutton (Niederbrand) zu töpfern und Schalen, Vasen und andere Gebrauchsgegenstände herzustellen. Ich arbeitete dort allein. Meine Frau Maite half mir, Kunden zu finden und meine Arbeiten auf Märkten zu verkaufen. Am Anfang stellte ich glasierte Ware bei niedriger Brenntemperatur mit einem großen, 2 Meter (6½’) hohen, mit Diesel betriebenen Brennofen her. Ich stellte auch einige Raku- und Terra Sigillata-Arbeiten her. 2008 kauften wir in Albons ein Haus mit einem grossen Atelierraum im ersten Stock. Albons ist ein kleines Dorf nur 20 Minuten mit dem Auto von La Bisbal entfernt. Jetzt arbeite ich dort und unterrichte in vielen Ländern.

(Evelyne Schoenmann)

José Maria Mariscal

Alle 2 Monate neue Lesefreude

Holen Sie die ganze Welt der künstlerischen Keramik zu sich nach Hause.

Unsere Favoriten

Geschenkabo

Verschenken Sie Lesefreude

Ein Jahr für 72€ in D, 82 sFr in CH und 76€ für das restliche Europa.

Probeabo

3 Hefte und Ende.

3 Ausgaben für 35€ in D, 40€ im restlichen Europa und 40 sFr in der Schweiz.

Reguläres Abo

Beschenken Sie sich selbst

6 Ausgaben pro Jahr für 72€ in D., 82 sFr in der Schweiz und 76€ im restlichen Europa

Online Abo

Unterwegs oder zu Hause.

Überall Neue Keramik lesen
Abopreis 36€ pro Jahr (mit Zugang zu Archiv).