Neue Keramik 1/2025

Aktuelle Ausgabe – Neue Keramik 4/2025

Im PORTRAIT: 7 Keramikkünstlerinnen und -künstler aus Litauen, Japan / USA, Deutschland, USA, Frankreich. Wir berichten über AUSSTELLUNGEN und VERANSTALTUNGEN aus Deutschland, GB, Frankreich, Slowenien, Dänemark, Italien, Marokko,USA. Im KÜNSTLER-JOURNAL stellen wir Kuniko Kinoto (Japan) und Melis Buyruk (Turkei). Darüber hinaus Werkstattgespräche, Termine, Kurse, Seminare, Märkte.

Inhalt

DIE NEWS

PORTRAITS
Agne Šemberaite – Litauen
Douglas Black – Japan / USA
Gisela Hahn – Deutschland
Meggi Rochell – Deutschland
Peter Olson – USA
Nàto Bosc-Ducros – Frankreich
Marc Leuthold – USA

AUSSTELLUNGEN / VERANSTALTUNGEN
Dorothee Wenz – Oldenburg – Deutschland
Ceramic Art London – GB
30 Jahre Förderkreis Museum Staufen – Deutschland
Pekka Paikkari – Enserune – Frankreich
“Fake Food” – Hohenberg a.d.Eger – Deutschland
Keramiktage – Oldenburg – Deutschland
Dragica Cadež – Ljubljana – Slowenien
Bente Skjøttgaard – Middelfart – Dänemark
“Distinctly Here” – Siegburg – Deutschland
La Meridiana – Bagnano – Italien
Keramikmarkt – Dießen – Deutschland
Lehmbau in Marokko – Keramik & Reisen
Jody Folwell – Charlotteville – USA

BÜCHER
Neue Lektüre – International

KÜNSTLER-JOURNAL

Kuniko Kinoto (Japan) und Melis Buyruk (Türkei) – Ting-Ju Shao

WERKSTATTGESPRÄCHE

Andy Rogers – Evelyne SchoenmannInterview / Technik

TERMINE / Ausstellungen / Galerien / Museen
Ausstellungskalender    International

KURSE / SEMINARE / MÄRKTE
ANZEIGEN
VORSCHAU / IMPRESSUM

Leseproben

Agne Šemberaite

Agne Šemberaite ist eine der profiliertesten zeitgenössischen litauischen Keramikerinnen. Sie organisiert Einzelausstellungen, nimmt an Gruppen- und Wettbewerbsausstellungen teil und ist auch deren Kuratorin. Agnes Arbeiten sind dank ihres kreativen Ansatzes und ihrer Originalität unübersehbar. Nach ihrem Keramikstudium an der Kunstakademie Vilnius gelang ihr vor etwas mehr als zwei Jahrzehnten ein eindrucksvoller Einstieg in die Kunstszene. Es war eine Zeit des politischen Umbruchs, in der sich die etablierten Rahmenbedingungen des litauischen Kunstlebens verschoben. Die ältere Generation trat zurück und machte jüngeren Künstlern Platz, die ihren eigenen Weg in der Kunstwelt gehen wollten.
In den letzten zwei Jahrzehnten verlief Šemberaites künstlerischer Werdegang bemerkenswert beständig und ohne nennenswerte Stilwechsel. Schon ihre frühen Werke entführten den Betrachter in die Welt der Fantasie. Von Anfang an war sie von der Plastizität der Figuren fasziniert und entwickelte sich zu einer Geschichtenerzählerin, die Märchen und Träume neu interpretiert.
Agne stellte lange Zeit Werke aus ihrer Serie „Es war einmal ein Mädchen“ (2009–2015) aus, die die Geschichten von Rotkäppchen und einem im Wald verirrten Waisenmädchen thematisierte.

(Lijana Nataleviciene)

Agne Šemberaite

Gisela Hahn


Manchmal passiert es: Da greift man in eine Schatzkiste, ohne zu wissen, dass es sich um eine Schatzkiste handelt und findet einen Diamanten.
So jedenfalls erging es Gisela Hahn, als sie sich in die Vorbereitungen zu einer neuen Werkserie begab. In einer Welt, die stets von der Moderne und vom Fortschritt träumt und die nie aufhört, über Zukünftiges zu parlieren, die stolz ist über errungene Technologien und in der ein letzter Schrei dem nächsten Trend atemlos folgt, fand die Keramikkünstlerin Inspiration in der weit zurückliegenden Vergangenheit, nämlich in der Bronzezeit.
Ihre Werkserie FUNDSTÜCKE zieht Parallelen zwischen Gefäßen dieser Epoche und keramischen Ausdrucksformen, die als vom Zeitgeist unabhängig eingestuft werden können.
Ihre Faszination begann im Museum der Slawenburg Raddusch, die in der brandenburgischen Niederlausitz liegt. Dort stieß sie auf eine Gruppe bronzezeitlicher Gefäßkeramiken der Niederlausitzer Kultur, denen auf Grund ihres Fundkontextes die Funktion von Grabkeramik zugeschrieben wird. Die Begeisterung über diese frühzeitlichen Keramiken, die sich durch ihre klare Formensprache und ihre zeitlose Schönheit auszeichnen, war der Anlass für eine Meisterarbeit.
Das technische Können der Vorfahren im Bewusstsein und die künstlerische Vision im Verständnis zur Historie im Blick, studierte sie die vorzeitlichen Gefäße; und ehrt damit nicht nur das keramische Handwerk der Bronzezeit, sondern spannt auch einen großen Bogen zur zeitgenössischen Gefäßkunst.

(Annette Ody)

Gisela Hahn

Meggi Rochell

Ein Rollschuh fahrendes Mädchen, ein in einem Boot liegender Mann, zwei auf Bauklötzchen im XXL-Format ausbalancierte Kinder, ein weiblicher Torso, auf dessen nach oben gestreckter Hand ein Vogel gerade noch sitzt, bereits im Abflug begriffen die Flügel schlagend – man könnte viele weitere Situationen anführen, die Meggi Rochell einfängt, die sie kreiert, um Menschen in Bewegung, in verschiedenen Positionen und Momenten darzustellen. Alle haben sie ihren Ausgangspunkt in persönlichen Themen, mit denen Rochell menschliche Emotionen einzufangen und wie derzugeben versucht. Es sind alltägliche Situationen ebenso, wie aus der Phantasie entstandene, die auch dadurch unrealistisch wirken, weil die Künstlerin ihre menschlichen Figuren – bis auf ihre Kinderdarstellungen – stets nackt darstellt. Dafür bedient sie sich mit der Verwendung von Ton eines der ältesten künstlerischen Materialien, das für seine Formbarkeit ebenso bekannt ist, wie dafür, dass der Künstler bzw. die Künstlerin durch den Trocknungsprozess eine gute Portion Gelassenheit und Geduld mitbringen muss – und das Ergebnis durch den Brennvorgang immer noch Überraschungen bieten kann. Im Zusammenspiel mit aktuellen Themen und Fragestellungen sowie einer hohen Ästhetik, die alle ihre Kunstwerke auszeichnet, entsteht eine spannungsvolle Diskrepanz, die Meggi Rochell in und mit ihren Kunstwerken auflöst.
Ein aktuelles ihrer Keramikwerke ist das rollschuhfahrende Mädchen: Selbstverliebt dreht es seine Pirouetten auf der Spiegelscheibe, die das Moment der Selbst(be)spiegelung betont.

(Chris Gerbing)

Meggi Rochell

Dorothee Wenz

Preisträgerin des NEUE KERAMIK Preises anläßlich der Oldenburger Keramiktage 2024 verbunden mit einer Einzelausstellung im Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte im Schloss Oldenburg vom 2. August bis 14. September 2025.

Wie wäre es, ein Gefäß nicht erst zu formen und danach farbig zu glasieren, sondern die Farbe von Anfang an mit einzubeziehen? Die Farbe nicht als Oberflächenauftrag, sondern als Teil der Form zu behandeln? Farbe und Form als eins zu begreifen? Seit mehr als 30 Jahren macht Dorothee Wenz aus Schwabenheim bei Mainz genau das: Sie baut Gefäße aus gefärbten Ton – und Porzellanmassen. Mit allen erdenklichen Farben hat sie schon gearbeitet, von tropischem Türkisgrün über trockenes Ziegelrot bis zu Blau oder Gelb. Im Selbststudium hat sie sich die Technik einst erarbeitet, erst Jahre später erfuhr sie von einer ganz ähnlichen Tradition in Japan: Nerikomi.
Ihre Massen färbt Dorothee Wenz mit keramischen Farbkörpern selbst ein. Doch es bleibt nicht bei einfarbigen Objekten. Die Künstlerin färbt mehrere Massen in verschiedenen Farben, klopft sie flach und stapelt sie aufeinander. So entstehen kleine, quer gestreifte Blöcke aus fein aufeinander abgestimmten Farben. Die einzelnen Farbstreifen verlaufen leicht unregelmäßig, das wirkt lebendig, als wären die Schichten natürlich gewachsen.

(Julie Metzdorf)

Dorothee Wenz

Ceramic Art London

9. – 11. Mai 2025
Beim Betreten der Ceramic Art London, die nun schon zum zweiten Mal in ihrem neuen Zuhause im London Olympia stattfindet, ist eine Begeisterung spürbar. Es ist ein Gefühl der Erleichterung und des Erfolgs, an einem der am schwersten erreichbaren Ausstellungsorte Londons angekommen zu sein. Beim Betreten der Halle wird der Besucher aber nicht enttäuscht. Die Craft Potters Association verdient Anerkennung für die dynamische und einladende Veranstaltung, die von einer Phalanx eifriger und begeisterter studentischer Helfer tatkräftig unterstützt wurde. Der helle und offene Raum bietet eine großartige Gelegenheit, die Werke im besten Licht zu betrachten.
Die Ceramic Art London ist Großbritanniens renommierteste Keramikkunstmesse und findet 2025 bereits zum 21. Mal statt. Sie zeugt von der Begeisterung der britischen Öffentlichkeit für alles rund um Keramik und steht stellvertretend für ein exponentiell wachsendes Interesse, das durch den immer vielfältigeren Zugang zu Ton und Unterricht in privaten Ateliers und im Fernsehen entsteht.
Es ist schön, nach einem Jahr Abwesenheit wieder bei der Veranstaltung dabei zu sein und von Chris Keenans elegantem Porzellangeschirr begrüßt zu werden. Chris erzählte mir, dass er bis auf eine bei allen CALs ausgestellt hat. Es war gut, Kyra Kanes wunderschöne, auf der Töpferscheibe gedrehtem Porzellangefäße zu sehen, die sowohl in Größe als auch in emotionaler Intensität der Oberflächen beeindruckten.

(Anthony Quinn)

Sun Jin Kim – Foto – A. Quinn

Pekka Paikkari im Museum des Oppidum d’Enserune

Bis 21. September 2025
“Wo ist die Ausstellung?” höre ich Sie schon fragen. Suchen wir zunächst das Museum! Das Oppidum oder die gallische Zitadelle, knappe 13 Kilometer westlich von Béziers, ist die vermutlich am wenigsten bekannte und zugleich faszinierendste der vielen gallischen Oppida in Frankreich. Im Wesentlichen ein befestigter Getreidespeicher, etwa 2.600 Jahren alt, hat er sich seit seiner Entdeckung Ende des 19. Jahrhunderts als eine keramische Schatzkammer von ganz außergewöhnlicher Fülle erwiesen. Und als besonderes Plus steht diese einzigartige Stätte nicht allein, sondern ist Teil eines atemberaubenden Komplexes, zu dem auch das spektakuläre hydrologische Projekt aus dem 13. Jahrhundert zur Trockenlegung des Montady-Sumpfes sowie der berühmte Malpas-Tunnel aus dem 18. Jahrhundert am Canal du Midi gehören.
Die Qualität der permanenten Keramiksammlung des Museums sowie die perfekte Präsentation machen es zu einer der faszinierendsten archäologischen Stätten Frankreichs. Als zusätzliche Attraktion bietet das Museum während der Sommermonate eine große Wechselausstellung – normalerweise mit archäologischem Hintergrund. Daher ist die diesjährige Einladung, die Werke von Pekka Paikkari, einem bedeutenden zeitgenössischen Künstler aus Finnland, zu zeigen, aus der Wertschätzung des Direktors für das fantasievolle Projekt des Künstlers zu verstehen, das zeitgenössisches Schaffen mit archäologischer Realität verbindet. Und gibt es einen besseren Weg, einen fruchtbaren Dialog zwischen Gegenwart und Vergangenheit herzustellen?

(Nigel Atkins)

Last Feast – 40 keramische Flaschenformen, Steinzeug – Foto: Chikako Harada, Helsinki

Stine Hagedorn Jespersen und Martin Bodilsen Kaldahl

Zeitgenössische Keramik aus Dänemark
Stadtmuseum Siegburg – 12.7. – 31.8. 2025

In dieser Ausstellung präsentieren die beiden renommierten dänischen Keramikkünstler Stine Hagedorn Jespersen und Martin Bodilsen Kaldahl eine Auswahl von Werken, die auf den ersten Blick als Gegensätze erscheinen, sowohl in Bezug auf den Maßstab als auch auf den Charakter: die eine setzt auf akribische Wiederholung mit winzigen Variationen, der andere lässt das Werk intuitiv aus sich selbst her- aus entstehen, um eine unmittelbare physische, räumliche Wirkung zu erzielen.

Martin Bodilsen Kaldahl
Die keramischen Arbeiten von Martin Bodilsen Kaldahl beschäftigen sich mit der grundlegenden skulpturalen Präsenz im Raum. Sie sind grundsätzlich nicht erzählerisch, betonen aber stark die Fähigkeit der Form selbst, emotionale Inhalte auf den Betrachter zu übertragen. Durch eine präzise formale Ausarbeitung des Materials schreibt der Künstler selbst der beiläufigsten und einfachsten Geste im Raum Bedeutung zu, und mit einem wachsamen Blick für das Monumentale im Unbedeutenden arbeitet er daran, die Bedingungen für die Gestaltung einer intuitiven räumlichen Form zu schaffen.
Stine Jespersen
Noch reduzierter arbeitet Stine Jespersen, die in ihren Arbeiten die Möglichkeiten des Tons durch Wiederholungen und Transformation erforscht. Ausgehend von vertrauten geometrischen Formen sind ihre Werke das Ergebnis einer methodischen Erforschung des Materials, bei der modulare Strukturen und subtile Verschiebungen zu poetischen Ausdrucksformen führen, die sich natürlich oder in einem gezielten Prozess ergeben.

Clay Knit vessels, Steinzeug, verschiedene Größen, 2023 Foto – Stine Jespersen

Künstlerjournal

Kuniko Kinoto  – Japan
Kuniko Kinoto (geb. 1976) arbeitete mit einem Noborigama in Shigaraki, Präfektur Shiga. Sie stellte die berühmten Tanuki-Figuren (Marderhunde) her. 2001 studierte sie Glasurtechniken am Shigaraki Ceramic Research Institute. Inspiriert von Freunden, die an Universitäten Keramik studierten, eröffnete sie eine Werkstatt in Hiedaira und begann ihre Karriere als Keramikkünstlerin. Der Reichtum an Formen und Phänomenen der Natur sowie die Werke der älteren Künstlerin Machiko Ogawa beeinflussten Kinoto nachhaltig. Sie erforscht die transformativen und mimetischen Eigenschaften von Ton und schafft Steinformen, die in der Natur nicht existieren.

Melis Buyruk  – Türkei
Melis Buyruk wurde 1984 in Gölcük geboren. Ihre großformatigen Keramikarbeiten sind exquisite und realistische Kombinationen zahlreicher Einzelelemente, darunter Hunderte von Blumen und versteckten Tieren, die den Reichtum, die Harmonie und die Überraschungen der Natur widerspiegeln. Das durchscheinende Porzellan vermittelt die Leichtigkeit und Zartheit von Blütenblättern, mit denen sie einen Wandteppich aus Blumen kreiert und die Details echter Blumen gekonnt nachbildet.

 

(Ting-Ju SHAO)

Kuniko Kinoto – Japan

Melis Buyruk – Türkei

Werkstattgespräch mit Andy Rogers

Andy, zunächst würden wir gerne etwas über Deinen Werdegang in der Keramik erfahren.
Meine Keramikreise begann im Keller meiner Großmutter, wo ich ihr beim Bemalen von rohgebrannten Figuren zusah, was meine frühe Faszination für dieses Medium weckte. Mein Vater förderte diese Leidenschaft, indem er mir das Malen und Experimentieren mit verschiedenen Oberflächen beibrachte und so den Grundstein für meine lebenslange Liebe zur Keramik legte. Wie viele Keramikkünstler fühlte ich mich als Kind nicht nur zum Ton hingezogen, sondern auch zum Zeichnen. Das Zeichnen gab mir das Gefühl, dem Alltag zu entfliehen. An der Universität wollte ich zunächst Grafikdesign studieren, aber schliesslich war es der Ton, der mich gefangen nahm. Die Töpferscheibe war eine Herausforderung, aber sie zog mich in ihren Bann und eröffnete mir unendliche Möglichkeiten der künstlerischen Erkundung. Nach meinem BFA-Abschluss in Keramik und Zeichnen arbeitete ich ein Jahr lang in den Red Star Studios in Kansas City, Missouri, wo ich sowohl mein technisches Wissen als auch mein Verständnis vom Keramikerberuf vertiefen konnte. Weitere Studien in Bildhauerei und Glasurentwicklung an der University of Nebraska-Lincoln führten schließlich zur Eröffnung meines eigenen Studios im Norden von Missouri. Durch diese Erfahrungen habe ich gelernt, dass es nicht nur erfüllend, sondern auch machbar ist, seine Leidenschaft zum Beruf zu machen.

 

(Evelyne Schoenmann)

Andy Rogers

Alle 2 Monate neue Lesefreude

Holen Sie die ganze Welt der künstlerischen Keramik zu sich nach Hause.

Unsere Favoriten

Geschenkabo

Verschenken Sie Lesefreude

Ein Jahr für 72€ in D, 82 sFr in CH und 76€ für das restliche Europa.

Probeabo

3 Hefte und Ende.

3 Ausgaben für 35€ in D, 40€ im restlichen Europa und 40 sFr in der Schweiz.

Reguläres Abo

Beschenken Sie sich selbst

6 Ausgaben pro Jahr für 72€ in D., 82 sFr in der Schweiz und 76€ im restlichen Europa

Online Abo

Unterwegs oder zu Hause.

Überall Neue Keramik lesen
Abopreis 36€ pro Jahr (mit Zugang zu Archiv).