Neue Keramik 3/2023

Aktuelle Ausgabe – Neue Keramik 3/2023

Im PORTRAIT: 8 Keramikkünstlerinnen und -künstler aus Deutschland/Korea, Italien, Thailand,  UK, USA. Wir berichten über AUSSTELLUNGEN und VERANSTALTUNGEN aus Deutschland, Italien, Spanien, Russland, Estland, Thailand, Frankreich, Türkei. Im KÜNSTLER-JOURNAL stellen wir Skuja/Braden und Hsu Mei-yueh. Darüber hinaus Werkstattgespräche, Termine, Kurse, Seminare, Märkte.

Inhalt

DIE NEWS

PORTRAITS
Sun Bin Lim – Deutschland / Korea
Terry Davies  – Italien
Pim Sudikham – Thailand
Adrian Brough – UK
mCLp studio Resmini & Pellegrino – Italien
Billa Reitzner – Deutschland
Lucien Koonce – USA
Sarah Heber-Kohlmann – Deutschland

AUSSTELLUNGEN / VERANSTALTUNGEN
Das Faenza Art Ceramic Center – Italien
Russische Keramikerinnen und KeramikerRußland
Claudi Casanovas – Spanien
CLAY – EU ProjectInternational
Kohila Symposium – Estland
Silpakorn Clay Works – Thailand
“biennale Venedig 2022” – Italien / International
Dieu le fitFrankreich
9. Ceramic Workshop, Kusadası  – Türkei

BÜCHER
Neue Lektüre – International

KÜNSTLER-JOURNAL

Skuja/Braden (Lettland) und Hsu Mei-yueh -(USA + Taiwan) – Ting-Ju Shao

WERKSTATTGESPRÄCHE

Janina Myronowa, Ukraine- Polen Evelyne Schoenmann  – Interview / Technik

TERMINE / Ausstellungen / Galerien / Museen
Ausstellungskalender    International

KURSE / SEMINARE / MÄRKTE
ANZEIGEN
VORSCHAU / IMPRESSUM

Leseproben

SunBin Lim

Gespräch mit SunBin Lim 

Wir kennen uns schon viele Jahre – was hat Dich bewogen – mit Deiner guten Ausbildung – nach Deutschland zu kommen?

In Südkorea habe ich Keramikdesign und Bühnenkunst studiert und von korea-nischen Professoren gute keramische Techniken gelernt, aber meine Arbeiten waren eher unkreativ. Ich wollte aber meine eigenen Ideen und Inspirationen, meine eigenen Skulpturen weiterentwickeln. Das war für mich sehr schwierig. Als ich mein Masterstudium bei Professor Suku Park gemacht habe, konnte ich bei ihm den Arbeitsprozess für kreatives Arbeiten sehen und verstehen, wie eine Inspiration ent-wickelt wird. Trotzdem sahen meine Arbeiten immer noch unkreativ aus, ich habe also einen sehr guten Professor gesucht, der mich unterstützen kann.
Professor Suku Park hat mir Professor Brandt am Institut für Künstlerische Keramik und Glas, IKKG empfohlen und ich bin nach Deutschland gekommen, um bei ihm zu studieren. 

(Monika Gass)

SunBin Lim

Pim Sudhikam

Monika Gass im Gespräch mit Pim Sudhikam

Pim Du bist als Künstlerin, Lehrerin und auch als Sportlerin bekannt: Was gefällt Dir so an diesen drei Tätigkeiten? 

Das ist schon eine schwierige Wahl, zwischen dem Herstellen, Lehren und Radfahren! Was davon favorisiere ich? Früher dachte ich, dass ich am liebs-ten unterrichte, aber die Covid-Situation hat mir das Gegenteil bewiesen. Während der Covid-Zeit musste ich online unterrichten, und das habe ich gar nicht so gern gemacht! Ich mochte das Unterrichten nicht genug, um es auch online zu schätzen. Mir wurde klar, dass ich es einfach liebe, im Studio zu sein.
An der Universität zu arbeiten bedeutet, dass ich mit Studenten oder alleine im Studio sein kann so viel ich will. Das macht mir seit 23 Jahren Freude!
Das Radfahren mache ich seit ungefähr 10 Jahren ziemlich ernsthaft. Die Art des Radfahrens, die ich ausübe, wird Randonneuring oder Audax genannt. Im Grunde ist es eine Selbstversorger-Langstreckenfahrt mit Zeitbegrenzung: kein Rennen, aber ich darf nicht zu langsam sein. 

 

Pim Sudhikam

Billa Reitzner

 Angefangen hat die Selbständigkeit 1992 in einem kleinen Keller. Dann war es ein Laden mit Werkstatt, bis die Werkstatt zu klein wurde und der Ladenbetrieb zu sehr von der konzentrierten Arbeit ablenkte. Seit 2004 arbeitet Billa Reitzner in einer ehemaligen Wäscherei im Münchner Stadtteil Giesing und fühlt sich wohl dort. Der Laden zum Hof hat keine festen Öffnungszeiten, das gibt Freiraum und Ruhe zum Arbeiten. Mit dem Blick auf Porzellanarbeiten durch die vergitterten Glasscheiben der großen Doppeltür lässt sich erahnen, was sich dahinter verbirgt. Im Schauraum mit schlichten Regalen und Tischen zeigt  Billa Reitzner Fertiges. Eine Tür weiter befindet sich ihre Werkstatt mit zwei großen Fenstern und viel Licht über den großen Tischen in der Mitte. Entlang der Wände sind Schrank, Plattenroller, Versuchsofen, Drehscheibe und der große Elektroofen aneinandergereiht. Alles hat seinen Platz, wohlgeordnet wie die Muster auf ihren Keramiken. Der Diessener Keramikpreis von 2003 hatte ihr den Durchbruch beschert. Mit ihren Stoffporzellanen wurde erstmals eine breitere Öffentlichkeit auf sie aufmerksam (Neue Keramik 3/06, S.28-29). Im selben Jahr erhielt sie eine Anerkennung als Auszeichnung bei der Internationalen Keramikbiennale in Gyeonggi/ Korea.

(Maria Schüly)

Billa Reitzner

Lucien Koonce

Monika Gass sprach mit Lucien Koonce

Ich folge Dir seit fast fünfzehn Jahren in social media, sehe diese erstaunlichen Stücke. Sie sind so schön! Wie bist du dazu gekommen, diese Oberflächen, Farben und Formen zu erschaffen?
Was ich jetzt mache, ist eine kontinuierliche Reise für ungefähr denselben Zeitraum, beginnend im Jahr 2009. Ich werde auf das spezifische Ereignis für dieses gegenwärtige Werk gleich eingehen. Alles begann damit, dass ich bei der Herstellung meiner Gefäße die “Kurinuki”-Technik anwandte und in dieser Zeit mit Chris Gustin in seinem Anagama brannte, mich mit Jeff Shapiro anfreundete. Gustins umfangreiches Wissen über Holzfeuerung war ideal, um meine Arbeit zu brennen. Ich betrachte Jeff als Mentor, da ich mich von seinem Wissen und seiner Kreativität inspirieren lasse. Daher rührt das Interesse, das ich an japanischer Ästhetik in Bezug auf das Brennen von Holz hatte, sowie an ihren Traditionen rund um verschiedene Formen, wie z. B. die Chawan-/Teeschale und Guinomi-/Sake-Becher. Jeff Shapiros Wissen auf diesem Gebiet hat dazu beigetragen, die Richtung meiner Keramik zu etablieren.  

Lucien Koonce

ARTIST RESIDENCY am FACC

Das Faenza Art Ceramic Center
Diese Residency hat mir ein beeindruckendes Freiheitsgefühl vermittelt, das wir bei anhaltender Konzentration in uns selbst finden. Der Wechsel von “abgeschiedener Zeit” im Ate-lier und “offenen Räumen” in der Stadt erzeugte in mir eine außergewöhnliche Synergie. Ich konnte mir Zeit zum Gestalten nehmen, mich ausschließlich der Arbeit mit Ton widmen, was ich am meisten schätze. Ich habe mich zentriert, alle meine Sinne waren aktiviert. Ich habe meinen inneren Fundus erneuert, Gleichgewicht hergestellt. Ich habe Ton mit großer Beharr-lichkeit modelliert, jeden Tag, mit Davide Merendi, dem Koordinator der FACC, und dem künstlerischen Leiter Mirco Denicolo. Das Faenza Art Ceramic Center bietet beste Bedingungen mit einem gut organisierten praktischen Rahmen, Gesprächen und Reflexionen. Der Titel meiner Arbeit lautet „toucher pour voir/toccare per vedere/touch to see“. Ich entdeckte auch ein lokales Steingut, sehr plastisch, mit einer Terrakotta-Farbe, verwendete farbige Tone, lila, grün, anthrazit, blau, rot mit sanften Farben, testete einen Niedertemperaturbrand, 1000°C.Meine Technik besteht darin, Volumina in kleinen Tonklecksen zu formen, 5mm-Pellets, die zwischen den Fingern gerollt werden. Oft brauche ich Monate, um ein großes Stück mit 40 cm Durchmesser herzustellen.

(Nathalie Doyen)

toucher pour voir 3,  farbiger Ton, mit der Nadel poinciert, 1000°C, 10 x 8 x 8 cm Foto Tiziana Del Vecchio

2022 Kohila Keramiksymposium

“Ton und Wort”
Das Internationale Keramiksymposium in Kohila in Estland ermöglichte uns im Juli 2022 eine Zeit interessanter Begegnungen mit internationalen Keramikkünstlern und Künstlerinnen. Das 3- bis 4wöchige Symposium fand schon mehr als 20 Mal statt. Viele Renommierte haben an diesem besonderen Ort gearbeitet und eine bedeutende Sammlung hervorragender zeitgenössischer Keramikkunst aus aller Welt konnte zusammengetragen werden.
Kohila liegt 30 Kilometer von der estnischen Hauptstadt Tallinn entfernt im Landesinneren an einem Fluss. Im Sommer, der Zeit der weißen Nächte, wenn es im Norden kaum dunkel wird, finden Musikfestivals und Kunstsymposien u.a. in Kurorten mit Seepromenaden statt, eingebettet in eine lebendige Kulturlandschaft mit Poesie, Konzerten und Ausstellungen.
Nach Kohila ins “Manson House”, das vor allem als Musikschule dient, waren 10 Keramiker und Keramikerinnen geladen, 3 Wochen zu arbeiten. Das Symposium wurde organisiert und geleitet von Lumi Kristin Vihterpal & Jekaterina Kultajeva und einem Team lokaler Helfer und Helferinnen, das uns z.B. das Holz für zwei 70-stündige Amagama-Brände organisierte. Erfahrenen Holzbrennerinnen wie Aigi Orav und Külli Koiv waren dabei, die auch für Besuche in Werkstätten und Museen oder Nachtspaziergänge im Moor sorgten!

(Karin Flurer-Brünger)

Anagamabrand

Venedig Biennale 2022

Die 59. Biennale Venedig 2022 fand statt vom 23. April bis 27. November 2022. Schon seit 1895 wird diese Biennale alle zwei Jahre durchgeführt und ist somit die älteste Biennale der Welt. Unter dem Titel The Milk of Dreams hatte Kuratorin Cecilia Alemani 213 Künstler und Künstlerinnen zur Ausstellung in den 80 nationalen Pavillons eingeladen. Wie immer waren hochinteressante Beiträge in den Giardini in Venedigs Stadtteil Castello zu sehen, hier präsentieren teilnehmende Länder die nationalen Pavillons. Im Arsenale waren die von Cecilia Alemani zusammengestellten Themenausstellungen zu sehen.
“Milk of dreams” beschäftigte sich mit den Umwälzungen unserer Gegenwart. In den Pressetexten ist ein Statement zu finden, das dies näher fasst: “The Milk of Dreams” ist keine Ausstellung über die Pandemie, aber sie registriert unweigerlich die Umwälzungen unserer Zeit. Wie die Geschichte der Biennale di Venezia deutlich zeigt, können Kunst und Kunstschaffende in Zeiten wie diesen dazu beitragen, neue Formen des Zusammenlebens und unendlich viele neue Möglichkeiten der Veränderung – künstlerisch interpretiert – vorzustellen.
Die in New York lebende Kuratorin gab der traditionell weiß und männlich dominierten Kunstszene in dieser Biennale zudem eine Akzentuierung in puncto Diversität. Nicht nur in der Präsenz der Projekte, sondern auch bei den Auszeichnungen von zwei international gefeierten Künstlerinnen der Black Community setzte die Jury deutliche Zeichen. Die Britin Sonia Boyce und die US-Amerikanerin Simone Leigh erhielten zudem – mit zwei Goldenen Löwen – die wichtigsten Preise der Kunstschau.

(Monika Gass)

“great white fear”, Jana Euler, Frankfurt + Brüssel, 2022, Keramik, glasiert  

Künstlerjournal

Hsu Mei-yueh – Taiwan
Hsu Mei-yueh (*1970) schuf 2011 und 2012 die Serie “Internal Ocean”, die aus pflanzenähnlichen Objekten mit großen zusammengesetzten Blättern oder Kompositionen mit knospenähnlichen Strukturen besteht. Nachdem sie sich 2015 in Tainan niedergelassen hatte, entfesselten ihre Werke ihre inneren Energien mit freierem, offenerem Geist. Seit 2014 erkundet Hsu ihre inneren Visionen, lässt ihre Lebenserfahrungen, Gedanken und Gefühle über Dinge sich sammeln, bis sie an die Oberfläche kommen und spontan als Formen und Farben aus dem Unbewussten visualisiert werden.

Skuja Braden – Lettland + USA
Skuja Braden ist ein Künstlerduo, das 1999 von Inguna Skuja (Lettland) und Melissa Braden (USA) gegründet wurde. Sie arbeiten an Keramik, wenden verschiedene Ornamentstile an und beziehen sich auf Themen aus Literatur, Kunst und aktuell politische Themen. Sie sind nicht nur eine Künstlergruppe, sondern auch Lebenspartnerinnen. Jüngster Höhepunkt ihres Schaffen ist “Selling Water by the River”, die Ausstellung im Lettland-Pavillon auf der Biennale in Venedig 2022, die mehr als 300 ihrer Keramikarbeiten – realistische Cartoon-Skizzen – als Installationen präsentierte. “Wasser” ist die Leitidee der Ausstellung. 

(Ting-Ju SHAO)

Hsu Mei-yueh – Taiwan

Skuja Braden – Lettland + USA

Werkstattgespräch mit Janina Myronova

Janina, lass uns das Gespräch mit Deiner Biografie und dem beruflichen Werdegang beginnen.
Geboren und aufgewachsen bin ich in der Ukraine und habe dort auch meine Keramik-ausbildung begonnen. Zunächst an der Kunst-hochschule in Donezk, später setzte ich mein Studium an der Nationalen Kunstakademie Lemberg, ebenfalls in der Ukraine, fort. Im Jahr 2012 begann ich meine Ausbildung in Polen an der Eugeniusz Geppert Academy of Art and Design in Breslau. Seitdem habe ich meine Karriere in Polen weiterverfolgt. Ich habe zwei Jahre lang in einem Keramikstudio am Institut für Design in Kielce gearbeitet, bevor ich mich entschieden habe, für ein Ph.D. Programm an die Eugeniusz-Geppert-Akademie für Kunst und Design zurückzukehren. 

In letzter Zeit hast Du Deine Aufenthaltsorte so schnell gewechselt, dass einem schwindelig wird. Du wirst zu Symposien und Residencies in der ganzen Welt eingeladen. Im Moment bist Du bei Archie Bray in Montana, nicht wahr?
Nachdem ich mein Studium in Polen beendet hatte, entschloss ich mich, kein eigenes Studio zu eröffnen, sondern die Welt zu bereisen und verschiedene Keramikzentren zu besuchen. Das macht mir grosse Freude, und ich habe das Gefühl, dass ich in dieser Zeit sehr viel gelernt habe. Ja, zurzeit bin ich in Montana in den Vereinigten Staaten als Artist in Residence der Archie Bray Foundation, Speyer Fellow. Es ist das erste Mal, dass ich an einem Langzeitaufenthalt teilnehme, der hier bei Archie Bray ein oder zwei Jahre dauern kann. 

(Evelyne Schoenmann)

Janina Myronova

Alle 2 Monate neue Lesefreude

Holen Sie die ganze Welt der künstlerischen Keramik zu sich nach Hause.

Unsere Favoriten

Geschenkabo

Verschenken Sie Lesefreude

Ein Jahr für 72€ in D, 82 sFr in CH und 76€ für das restliche Europa.

Probeabo

3 Hefte und Ende.

3 Ausgaben für 35€ in D, 40€ im restlichen Europa und 40 sFr in der Schweiz.

Reguläres Abo

Beschenken Sie sich selbst

6 Ausgaben pro Jahr für 72€ in D., 82 sFr in der Schweiz und 76€ im restlichen Europa

Online Abo

Unterwegs oder zu Hause.

Überall Neue Keramik lesen
Abopreis 36€ pro Jahr (mit Zugang zu Archiv).