Neue Keramik 2/2023

Aktuelle Ausgabe – Neue Keramik 2/2023

Im PORTRAIT: 6 Keramikkünstlerinnen und -künstler aus Spanien, Italien, Großbritannien,  Schweiz, Lettland. Wir berichten über AUSSTELLUNGEN und VERANSTALTUNGEN aus Deutschland, Italien, Großbritannien, Irland, Russland. Im KÜNSTLER-JOURNAL stellen wir Lu Bin und Christine Yiting Wang. Darüber hinaus Werkstattgespräche, Termine, Kurse, Seminare, Märkte.

Inhalt

DIE NEWS

PORTRAITS
Caterina Roma – Spanien
Karin Putsch Grassi – Italien
James Ort – Großbritannien
Mirco Denicolo – Italien
Léandre Burkard – Schweiz
Inese Brants – Lettland

AUSSTELLUNGEN / VERANSTALTUNGEN
Seladon – Galerie Heller – Deutschland
Galileo Chini – MIC FaenzaItalien
Margret Curtis – Großbritannien
Irland – Elaine O. HenryIrland
Israel – Maria Geszler-Garzuly – Israel
Vika Mitrichenko, StaufenDeutschland / Russland
“Paradiesgarten” – Velten, Nicole Seydewitz + Lars Lierow – Deutschland
Rückblick “documenta15” – Monika GassInternational
Koksbrand – Barbara Kuschnarew-Wünsch – Deutschland

FORUM
Gustav Weß – International 

BÜCHER
Neue Lektüre – International

KÜNSTLER-JOURNAL
Lu Bin (China) und Christine Yiting Wang (Taiwan/USA) – Ting-Ju Shao

WERKSTATTGESPRÄCHE
Marga Boogaard, NL  – Evelyne Schoenmann  – Interview / Technik

TERMINE / Ausstellungen / Galerien / Museen
Ausstellungskalender    International

KURSE / SEMINARE / MÄRKTE
ANZEIGEN
VORSCHAU / IMPRESSUM

Leseproben

Caterina Roma

Caterina Roma ist eine autodidaktische Keramikerin, die selbstständig künstlerisch gewachsen ist und sich auf einzigartige Weise einen Namen gemacht hat. Ihre geerdete Sichtweise macht sie zu einer der interessantesten Vertreterinnen der zeitgenössischen künstlerischen Keramik in Katalonien. Ihre Stücke offenbaren eine ihrer Hauptinspirationsquellen, die fernöstliche Keramik, und zeigen, wie unterschiedliche Traditionen einen klaren Weg zum Erreichen eines uneingeschränkten, authentisch persönlichen künstlerischen Ausdrucks bieten können.
In ihrer Keramik hat Caterina Roma einen Weg für persönliche Entwicklung gefunden und damit einen Weg, als Keramikerin und Künstlerin zu reifen, die in der Lage ist, “wild clay” – also selbst gegrabenen, wenig bearbeiteten Ton – in exquisite Stücke zu verwandeln, ganz alleine und ohne Kunstgriffe. Sie wurde in Lleida geboren und in Barcelona in semitischen Studien und vergleichender Literaturwissenschaft ausgebildet, hat Roma ihre Weltanschauung auf diesen soliden intellektuellen Grundlagen aufgebaut. Diese haben sie auch davon überzeugt, sich der Welt der Keramik durch ihre Intuition zu nähern.

(Ricard Bru)

Caterina Roma

James Ort

James Ort ist ein Keramik- und Drahtkünstler aus dem Vereinigten Königreich, der sich auf die Herstellung von Tieren aus Ton spezialisiert hat, von denen viele Mixed-Media-Elemente wie Draht und Blech aufweisen. Er wurde in die Welt der Keramik eingeführt, als er eingeladen wurde, die Phoenix Studios zu leiten – eine kleine Kunstschule im ländlichen Oxfordshire. Das Eintauchen in die pulsierende und kreative Gemeinschaft um ihn herum bedeutete für ihn die große Chance seine kreative Seite wiederbeleben zu können, die während seiner späten Teenagerjahre und den größten Teil seiner Zwanziger weitgehend vernachlässigt worden war.
James verbrachte seine Jugend mit Bleistift oder Pinsel in der Hand. Er stammt aus einer kreativen Familie und hatte das Glück, einen Großvater namens Brian Price Thomas zu haben, der Künstler war und sich auch leidenschaftlich für die Natur interessierte. “Als ich aufwuchs, dachte ich, alle Großeltern hätten coole Jobs”, sagt James. Ein Großvater illustrierte in den 1970/80er Jahren die ”Ladybird” Kinderbücher, der andere war Bäckermeister und meine Oma entwarf Badeanzüge und BHs für WonderBra!” James erhielt jedoch nicht immer gute Ratschläge als er aufwuchs. “Mein Großvater und andere sagten mir, ich solle Kunst nicht über die Schule hinaus studieren.” Stattdessen sagten sie, “tu etwas, worauf du zurückgreifen kannst, wenn du es als Künstler nicht schaffst.” Mit einem Anflug von Bedauern folgte James ihrem Rat und studierte Biologie an der Universität. 

James Ort

 Léandre Burkhard

Monika Gass   – ein Gespräch mit Léandre Burkhard

Als ich deine erstaunlichen Stücke – die “Geschmolzenen Gefäße” im Schloss von Nyon während der AIC-Konferenz sah, war ich überwältigt! So schön! Wie bist du zu diesen tollen Oberflächen, Farben und Formen gekommen?
Das erste Stück dieser Serie kam etwas unerwartet: Ich experimentierte an der Scheibe und hatte nur wenige verschiedene Materialien zur Verfügung. Ich beschloss einfach, sie aufeinander zu stapeln und einen Gegenstand zu drehen. Ich machte ein kleines Gefäß, glasierte und brannte es. Als es aus dem Ofen kam, war es eine sehr positive Überraschung, einige Partien des Objekts hatten begonnen zu schmelzen und sich auszudehnen, während andere einfach so blieben, wie sie waren. Ich hatte sofort das Gefühl, dass es mehr zu erforschen gab, und beschloss, weiter an dieser Idee zu arbeiten, aber mit mehr Methodik.

 Mit welchen Erwartungen bist du an den Start gegangen? Mit welcher Art von Keramik hast du angefangen – und gab es jemals Veränderungen – in Form und/oder Material?
Ich habe 2003 meinen Abschluss gemacht und es hat einige Zeit gedauert, bis ich zu diesem Punkt kam. Ich glaube, ich habe meine Karriere als Keramiker ziemlich langsam aufgebaut, viel experimentiert, zwischendurch nachgedacht. Meistens habe ich abstrakte Skulpturen von Hand gebaut, mit Gießformen gearbeitet, sogar einen 3D-Keramikdrucker benutzt. Auch wenn meine erste Liebe zur Keramik mit der Töpferscheibe kam, habe ich sie viele Jahre nach der Schule nicht benutzt, weil ich dachte, dass sie vielleicht ein bisschen obsolet ist. 

Léandre Burkhard

Inese Brants

Der Schwerpunkt des Schaffens von Inese Brants ist die Porzellanmalerei. Sie ist einer der Stars in der zeitgenössischen lettischen Keramikszene, ihre Beziehung zu Porzellan ist lang, leidenschaftlich, voller Freude, aber auch Qual schon seit ihrem ersten Studium an der Hochschule für Angewandte Kunst in Riga und später an der Kunstakademie von Lettland. Ich glaube, dass die Bemerkung über ihr vielversprechendes künstlerisches Potenzial, die vor Jahren von Peteris Martinsons – einer anerkannten Autorität auf dem Gebiet der Keramik in Lettland und im Ausland – geäußert wurde, prophetisch war. Sie ist Kreativität selbst. Das bezieht sich nicht nur auf die zahlreichen Einzelausstellungen und Teilnahmen an internationalen Gruppenausstellungen, sondern auch auf die mühevolle Organisationsarbeit und Leitung der internationalen Symposien für Porzellanmalerei, die seit Jahren auf Schloss Zvartava, heute International Art and Education Centre des lettischen Künstlerverbandes, stattfinden. Sie praktiziert und studiert Porzellanmalerei, veröffentlicht Bücher, in denen Ergebnisse ihrer Forschung zu Porzellandekorationstechniken beschrieben werden und unterrichtet Kinder in diesem Handwerk, was sehr zukunftsorientiert ist.

(Dace Lavina)

Inese Brants

Faszination Seladon

Porzellane aus Longquan, China
Eine neue Ausstellung bietet Einblicke in Geschichte, Technologie und Wissen in der Seladon-Metropole Longquan und präsentiert exzellente Objekte zeitgenössischer Seladon-Meister:innen.
Vorgestellt wird zudem ein Referenzrahmen, innerhalb dessen diese Gemeinschaft von Keramiker:innen das hochgeschätzte Seladon-Handwerk fortsetzt und neu belebt.
Die Ausstellung erklärt Repertoire, Ästhetik und den Wert, den Seladone in Asien heute wieder genießen. Eine gezielte Auswahl von Exponaten zeigt, wie Seladone des 12. und 21. Jahrhunderts korrespondieren, macht Schönheit und handwerkliche Meisterschaft verständlich und unmittelbar erfahrbar.

“FASZINATION SELADON” ist zu sehen:
12. März – 30. April 2023
Galerie Marianne Heller
Friedrich-Ebert-Anlage 2 , Im Stadtgarten, D-69117 Heidelberg

(Anette Mertens und Mareile Flitsch)

Chen Hua, Kugelvase mit zartblauer (fenqing) Glasur und Sehnenlinienmuster, 2014, 21.5 x 26 x 26 cm      Foto – Monika Gass

Galileo Chini 

Keramik zwischen Art Nouveau und Déco
Im MIC in Faenza / Italien bis zum 14. Mai 2023

200 Werke einschließlich Vorzeichnungen

Galileo Chini, einem vielseitigen Künstler, einem der Pioniere des Jugendstils in Italien und einem raffinierten Interpreten des in den zwanziger Jahren entwickelten Art Déco-Geschmacks, widmet das Internationale Keramikmuseum MIC in Faenza vom 26. November 2022 bis 14. Mai 2023 eine große Ausstellung.
Die Ausstellung Galileo Chini, Keramik zwi-schen Jugendstil und Déco, kuratiert von Claudia Casali und Valerio Terraroli, zeigt etwa zwei- hundert Arbeiten, einschließlich Keramiken (darunter unveröffentlichte) und Vorzeichnungen, um die verschiedenen Phasen der Arbeit der beiden von Galileo Chini gegründeten Manufakturen zu dokumentieren: L’Arte della Ceramica, gegründet 1896 in Florenz und Fornaci San Lorenzo, eröffnet 1906 in Borgo San Lorenzo in Mugello, nahe Florenz, deren künstlerischer Leiter Galileo war. Die von den Manufakturen her- gestellten Keramiken waren berühmt für ihre raffinierten Dekorationen, die zunächst von Jugendstil-Blumenmotiven und von Botticelli beeinflussten Frauenfiguren inspiriert waren, später geprägt von Glanzglasuren, synthetischen Dekorationen und einer vielfältigen Auswahl an Steinzeug.

Dekorplatte mit Frauenkopf und Blüten, 1898-1900, MIC Faenza Inv. N. 5778

documenta15 kassel_2022

Ein Kollektiv aus Künstlern und Künstlerinnen aus Jakarta – ruangrupa – kuratierte die 15. documenta im letzten Jahr und hat dieser die Werte und Ideen von “lumbung”, einem indonesischen Wort für gemeinschaftlich Genutztes – wörtlich wohl “die Reisscheune” – zugrunde gelegt. Den Blick zu fokussieren auf einst unabdingbare, fest verwurzelte zivilisatorische Werte wie Gemeinschaft, Rituale, das Bewahren von Wissen und Tradiertem, Kollektivität, Teilhabe, Miteinander, dem gemeinschaftlichen Ressourcenaufbau bzw. einer gerechten Verteilung von “Habe” war Ziel. Ein bunter Mix an künstlerisch virtuos, oft symbolisch, oft naturalistisch Dargestelltem pointiert verändert Ökonomisches, Egoistisches, Begrenztes unserer Tage. Ein darauf verweisendes Modell ist dieses schwer fassbare “lumbung”- diese Reisscheune – und war damit nicht unumstritten. Die Wirkung dieser knallbunten, auf eine stille bis schrille Art provozierende Präsentation musste auf eine an Kunst+Kult bzw. Galerie-Auftritte bekannter Größen gewöhnte Gästeliste befremdlich wirken. An Kritik wurde ja auch nicht gespart!
Auf insgesamt mehr als 25.000 qm Ausstellungsfläche luden über 1.500 Künstler und Künstlerinnen an 32 Ausstellungsorten ein, in diese lumbung-Praxis einzutauchen. Veranstaltungen und Aktionen waren fester Bestandteil der documenta 15. Während der 100 Tage fanden über 1.700 Veranstaltungen statt, über 738.000 Besucher und Besucherinnen kamen.

(Monika Gass)

Terracotta Embassy Activation – Terracotta Friendship / Jatiwangi art Factory

Künstlerjournal

Christine Yiting Wang – Taiwan/ U.S.A
Christine Yiting Wang  (1987) wurde in Austin, U.S.A. geboren und schloss ihr Studium mit M.F.A. in Keramikkunst an der Kyoto City University of Arts ab. Fasziniert vom Prozess und den Momenten der Ausgrabung von Relikten und Fossilien uralter Tiere und Pflanzen konzentrierte sie sich auf die Fossilien von Meerestieren auf den im Ozean gefundenen Gefäßen. Hiermit dokumentiert sie, wie die vom Menschen zerstörte Natur auf subtile Weise als die Kreaturen auf den Schiffen wiedergeboren wurden, indem sie diese als verwitterte Korallen, Organismen und Muscheln konstruiert. 

Lu Bin – China
Der bahnbrechende zeitgenössische chinesische Keramiker Lu Bin (*1961) dokumentiert mit seinen Werken die Entwicklung der chinesischen Gesellschaft. Von der Arbeit “Midas Touch” aus dem Jahr 2016 bis zur Serie „Great Compassion Mantra“ aus dem Jahr 2017 zeigen sie, wie die spirituelle Bedeutung und traditionelle Essenz der Yixing-Teekannen und -Pagoden als wichtige kulturelle Traditionen und Symbole durch die Anbetung des Geldes verzerrt wurden. In “Shattered Mirage” und “Re-Assembled” von 2022 sind die Köpfe und Umgebungen der Menschen zerbrochen, und was rekonstruiert wird, ist eine Zukunft, die der Künstler durch die Hände der Betrachter zu schaffen hofft. Diese sind eingeladen sind, Teile der auf einem Tisch liegenden 1000 Stücke zu nehmen und auf einen Sockel zu stellen. Die Wünsche der Menschen werden so schließlich einen Turm der Hoffnung bilden.

(Ting-Ju SHAO)

Christine Yiting Wang – Taiwan / USA

Lu Bin – China

Werkstattgespräch mit Marga Boogaard

Marga, lass uns mit Deiner Biografie und mit Deinem beruflichen Werdegang beginnen.
Ich bin durch Zufall mit Ton in Berührung gekommen. Ab meinem 40. Lebensjahr wurde ich schwerhörig; die Folge einer Erbkrankheit in meiner Familie. Dadurch fühlte ich mich zunehmend unsicher und angespannt und suchte nach Aktivitäten, die mir Entspannung verschafften und in denen ich gleichzeitig meine Kreativität zum Ausdruck bringen konnte. Nach dem Besuch eines Keramikworkshops war ich so begeistert, dass ich die dreijährige niederländische Keramikausbildung (Nederlandse Keramiek Opleiding, NKO) in Gouda absolvierte. Es folg-ten ein zusätzliches Jahr Unterricht zum Thema Glasieren und ein weiteres Jahr Handaufbau. Es waren wunderbare Jahre, aber auch sehr anstrengend für eine Hörgeschädigte. Mit Hilfe von Mitschülern und Lehrern sowie speziellen Geräten habe ich aber durchgehalten. Im letzten Jahr der Ausbildung mussten wir eine eigene Richtung wählen. Ich habe angefangen mit stranggepressten Tonwülsten zu experimentieren. Als ich dann in der Schule einige dieser Arbeiten präsentierte, sagte mein Lehrer, ich hätte eine neue Technik erschlossen. So begann meine Karriere als Keramikerin. Nach den Abschlussprüfungen kaufte die NKO ein Stück von mir und ich durfte auf dem jährlichen Keramikmarkt in Gouda ausstellen. Dort gewann ich den zweiten Preis. Danach habe ich weitere Preise gewonnen, wie den ersten Preis auf dem Keramikmarkt in Dwingeloo, den zweiten Preis auf dem Keramikmarkt in Dordrecht und den ersten Preis der Nationalen Kunsttage in Rotterdam. 

(Evelyne Schoenmann)

Marga Boogaard

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