Neue Keramik 1/2026

Aktuelle Ausgabe – Neue Keramik 1/2026

Im PORTRAIT: 8 Keramikkünstlerinnen und -künstler aus  Deutschland, Singapur, Frankreich / Spanien, USA / China, Bulgarien, Rumänien. Wir berichten über AUSSTELLUNGEN und VERANSTALTUNGEN aus Lettland, Niederlande, Deutschland, GB, Ungarn, China, Schweiz, Japan, Italien, Pakistan. Im KÜNSTLER-JOURNAL stellen wir Marc Leuthold (USA) und Li Wei-han (Hong Kong). Darüber hinaus Werkstattgespräche, Termine, Kurse, Seminare, Märkte.

Inhalt

DIE NEWS

PORTRAITS
Martin Möhwald – Deutschland
Pang Swee Tuans – Singapur
Anne-Laure Cano – Frankreicch / Spanien
Ryan Matthew Mitchell – USA / China
Bojidar Bonchev – Bulgarien
Christin Müller – Deutschland
Gavril Zmicala – Rumänien

AUSSTELLUNGEN / VERANSTALTUNGEN
Martinson Award – Daugavpils – Lettland
Zu Tisch – Tegelen – Niederlande
Bauhaus Keramikklasse – Höhr-Grenzhausen – Deutschland
Britische Keramikbiennale – Stoke-on-Trent – GB
Keramiksammlung des ICSHU, Szombathely – Ungarn
Cizhou Keramikbiennale – Handan – China
Schweizer Keramiker – Bern, Vevey, Genf – Schweiz
1. Jingdezhen Preis – Jingdezhen – China
Kikuchi Biennale XI – Tokyo – Japan
Asia Orientale im MIC – Faenza – Italien
Barry McDaniel – Velten – Deutschland
Keramik & Reisen – Pakistan

BÜCHER
Neue Lektüre – International

KÜNSTLER-JOURNAL

Marc Leuthold (USA) – Li Wei-han (Hong Kong) – Ting-Ju Shao

WERKSTATTGESPRÄCHE

 Paolo Porelli – Evelyne SchoenmannInterview / Technik

TERMINE / Ausstellungen / Galerien / Museen
Ausstellungskalender    International

KURSE / SEMINARE / MÄRKTE
ANZEIGEN
VORSCHAU / IMPRESSUM

Leseproben

Martin Möhwald

Die Teekanne ist sein Markenzeichen. Unverkennbar die Handschrift, der Charakter, der Stil. Martin Möhwald hat im Verlauf seiner langen künstlerischen Tätigkeit hunderte, sehr verschiedene Kannen geschaffen, die alle in Form und Funktion überzeugen. Seit Jahrzehnten ermüdet ihn die Auseinandersetzung mit diesem Gefäß nicht. Immer wieder findet er einen neuen Zugang zu diesem Thema, das Ästhetik mit sinnlichem Reiz und Genuss verbindet. Eine Möhwald-Kanne verändert den Raum. Sie fordert Aufmerksamkeit, das Gespräch über die wesentlichen Dinge des Lebens. Dazu kommen ihre haptischen Eigenschaften, die sich bei jeder Berührung übertragen. Anlässlich seines 70. Geburtstages zeigte die Kunsthalle Talstraße Halle eine repräsentative Auswahl von weit über 100 Teekannen, viele von privaten Leihgebern.
Die ältesten Teekannen stammen aus seiner Zeit in der Werkstatt von Hedwig Bollhagen (1970-1973). Additiv verbindet er Drehteile, den Korpus mit Tülle und Henkel. Jedes Element hat einen starken eigenen Ausdruck. Das Experimentelle steht im Vordergrund, das Modellieren einer Plastik, die nebenbei die Funktion einer Teekanne erfüllt. Danach geht der junge Töpfer in die sächsische Oberlausitz, nach Bischofswerda in die dortige Braun- und Kunsttöpferei. In diesem Volkseigenen Betrieb (VEB) wurde mit Kohle gebrannt. Die faszinierenden Erfahrungen, die er dort gemacht hat, haben Spuren in seinem Werk hinterlassen. Ab 1974 ist er im Atelier von Gertraud Möhwald, seiner Mutter, tätig.

(Doris Weilandt)

Martin Möhwald

Pang Swee Tuans

Pang Swee Tuan ist ein angesehener Keramikkünstler aus Singapur, dessen eindrucksvolle Werke eine Brücke zwischen Tradition und zeitgenössischem Ausdruck schlagen. Bekannt für seine Meisterschaft in Form, Textur und Glasur, hat Pang jahrzehntelang Objekte geformt, die sowohl persönliche Introspektion als auch kulturelles Erbe widerspiegeln. Seine Keramiken – oft organisch in ihrer Form und tief in der Natur verwurzelt – strahlen eine ruhige Eleganz und meditative Kraft aus. Als Pionier der Keramikkunstszene Singapurs hat Pang eine wichtige Rolle dabei gespielt, die Wertschätzung für dieses Handwerk auf lokaler und internationaler Ebene zu fördern. Nachfolgendes Interview befasst sich mit seinem künstlerischen Werdegang, seinen charakteristischen Techniken und seinem anhaltenden Einfluss auf die Bildende Kunst Singapurs. Ich möchte an dieser Stelle meinem Freund Tan Chia Chuen danken, selbst ein außergewöhnlicher Keramiker aus Singapur (siehe Neue Keramik Ausgabe 6/20), der mir bei der Kommunikation mit Herrn Pang sehr geholfen hat.

(Evelyne Schoenmann)

Pang Swee Tuans

Anne-Laure Cano

Manche Künstler entwickeln ein künstlerisches Vokabular und verwenden es ihr ganzes Schaffen lang immer wieder. Andere sind nur in ihrer Variation beständig und suchen unermüdlich nach neuen Ausdrucksformen, die immer überraschender sind. Anne-Laure Cano gehört eindeutig zur letzteren Gruppe. Nach ihrer bemerkenswerten Werkschau im Rahmen ihrer Diplomausstellung bei City Lit in London 2017 hat sich ihre künstlerische Praxis auf geniale Weise weiterentwickelt. Sie bestätigt damit wieder die alte Weisheit, dass Veränderung die einzige Konstante ist. Doch Canos Skulpturen sind – wenn auch auf unterschiedliche Weise – durch die Auseinandersetzung mit dem Konzept der „Akkumulation“ verbunden. Schließlich hat sie in weniger als einem Jahrzehnt neue Erfahrungen und Kontexte für ihre Arbeit gesammelt. Sie zog von Bordeaux über London nach Barcelona, richtete neue Ateliers ein und verwendete neue Tonarten und Glasuren. Sie erlernte neue Fertigkeiten und beherrschte neue Ausdrucksformen, sowohl verbale als auch visuelle.
Während andere ihre Arbeit als ein Tagebuch des Wandels betrachten, reflektiert Cano die Vergangenheit nur, um die Gegenwart zu gestalten. Ältere Arbeiten sind keine sentimentalen Erinnerungsstücke, sondern Rohmaterial für neue Werke, die ihrerseits die Summe neuer Gedanken, Erfahrungen und ihres sich entwickelnden Selbstverständnisses darstellen. Die Serie „Whispers“, die erstmals in ihrer Abschlussausstellung gezeigt wurde, besteht aus Konservendosen, die mit verschiedenen Tonarten und Glasuren gefüllt und anschließend gebrannt wurden.

(Ashley Thorpe)

Anne-Laure Cano

Ryan Matthew Mitchell

Die meisten Chinesen glauben an das Konzept des “Yuanfen”, einer vorbestimmten, natürlichen Verbundenheit zwischen Menschen – ich bin mir nicht sicher, ob es in anderen Kulturen eine ähnliche Vorstellung gibt. Ich denke, “Yuanfen” ist die Unausweichlichkeit, die dem Zufall innewohnt. Angesichts der Länge eines Menschenlebens bringt dieses Element des Zufalls viele Überraschungen und spendet Trost in einem ansonsten unvollkommenen Dasein.
Dass es eine Verbindung zwischen China und dem “Coal Ball” (Kohlestück) geben könnte und zwischen dem “Coal Ball” und mir, muss ebenfalls auf Yuanfen beruhen. Seit 2014 lebt und arbeitet der amerikanische Künstler Ryan Matthew Mitchell – in chinesischen Kunstkreisen unter seinem Künstlernamen Meiqiu (wörtlich übersetzt “Coal Ball” – “Kohlestück”, eine Art Holzkohlebrikett) bekannt – in Jingdezhen, China. Als Bildhauer verbindet er in seiner Arbeit östliche und westliche Kunsttraditionen. Mitchell kam 2007 als Künstler des Fuping Museums Projekts nach Shanxi. In den folgenden Jahren kehrte er zurück, um in Shenzhen weiterzuarbeiten, auszustellen, Programme zu kuratieren und ein Kunstzentrum zu leiten. Schließlich wurde Mitchell zum Gründungsdirektor des Taoxichuan Art Center in Jingdezhen ernannt. In dieser Funktion prägte er die Transformation des Geländes einer verlassenen Porzellanfabrik zu einem der dynamischsten Kulturzentren Chinas.

(Gui Ming)

Ryan Matthew Mitchell

Britische Keramik Biennale 2025

Die britische Stadt Stoke-on-Trent, lange bekannt als die „Potteries“, besinnt sich auf ihr Tonerbe. Flaschenöfen prägen noch immer die Skyline, alte Fabriken beherbergen heute Ateliers, und Handwerk ist nach wie vor zentraler Bestandteil der städtischen Identität. Im Juli 2024 wurde dieses Erbe offiziell gewürdigt, als die Stadt zur „World Craft City“ ernannt wurde – eine zeitgemäße Auszeichnung, die gerade jetzt, da sie ihr hundertjähriges Bestehen feiert und die neunte Britische Keramikbiennale (BCB) ausrichtet, besondere Bedeutung hat.
Die BCB 2025 fand vom 6. September bis 19. Oktober 2025 in der Spode Fabrik statt und verwandelte die ehemalige Fabrik in ein Zentrum für Ausstellungen, Filmvorführungen, Vorträge und Workshops. Das Programm umfasste lokale und globale Anliegen und fragte, wie Ton dringende soziale Probleme thematisieren kann.
Höhepunkte der Preisverleihung
Der Hauptpreis der Biennale, der Preis 2025, präsentierte führende Keramiker. Leah Jensens „It was Lost in the Move“ thematisierte Wohnungsnot anhand von unglasierter Terrakotta und Verpackungsmüll, während Daniel Silvers „Family“ mit ölbemalten Keramikköpfen über Verwandtschaft reflektierte. Noor Ali Chagani und Clio Lloyd-Jacobs „Existing to be Removed“ interpretierten fragile Backsteinhäuser neu. Jo Taylor, Gewinnerin des British Ceramics Biennale 2025 Award, glänzte mit „(Not) Guilty Pleasures“, Rokoko-inspirierten Gefäßen, die Opulenz und geselliges Spiel widerspiegeln.

(Julia Ellen-Lancaster)

Tim Fluck, Pleasure Perceptions Totems, 2025    Foto – Jenny Harper

Die Keramiksammlung des
INTERNATIONALEN KERAMIKSTUDIOS, ICSHU, Kecskemét im SAVARIA Museum

“Verborgene Schätze” – Alchemists in Clay

Ein Anlass zu feiern: am 3. Oktober 2025 wurde die Präsentation der Keramiksammlung des INTERNATIONALEN KERAMIKSTUDIOS in Szombathely in der Kunstgalerie des Savaria-Museums erröffnet! Ein würdiges Ambiente für eine Keramikkunstsammlung dieser international konzipierten Kollektion, deren Qualität in der Szene unbestritten höchste Wertigkeit besitzt.
Für die vielen Gäste aus aller Welt war es ein historischer Moment, Keramikkunst inszeniert zu sehen in einer Kunsthalle!
Die gezeigten Stücke wurden alle im Atelier in Kecskemét geschaffen: begonnen hat dies vor vielen Jahren schon, als internationale Residenzen und Wettbewerbe noch nicht so leicht zugänglich waren. Internet, Social Media für Künstler und Künstlerinnen standen nicht zur Verfügung. Ungarn war Vorreiter in der international aufblühenden Welt der Kommunikation, der Keramikkunst in der Lehre: Kecskemét und Siklós waren Orte, an denen internationaler Austausch in künstlerischer Keramik ermöglicht wurde. Das Internationale Keramik Studio Kecskemét ist das älteste Keramik-Institut in Europa. Gegründet von Janos Probstner in den 1975 Jahren, fokussiert auf internationale Keramik-Kunst, wurden früh Symposien und Ausstellungen organisiert, sowie Masterkurse etabliert.

(Monika Gass)

Paul Scott (GB), Kecskemét, Cumbrian Blue, 1997

Cizhou Kiln International Ceramic Biennale

 

Die Internationale Cizhou Keramikbiennale, veranstaltet vom Fengfeng Museum in Handan, Provinz Hebei, China (Foto oben), wurde im Herbst 2024 eröffnet. Rund 150 Künstler präsentierten ihre Werke in dieser Ausstellung. Etwa 10 ausländische Künstler waren ebenfalls vertreten.
Das Museum ist riesig und neu. Hunderte von Künstlern kamen zur Eröffnung und dem Symposium. Das Organisationskomitee setzte sich aus berühmten chinesischen Künstlern zusammen: Bai Ming, Luo Xiaoping, Lv Pinchang, Liu Chun, Zhu Legeng, Yuan Hong, Qiu Chunlin, Qiu Zhijie, Pi Daojian, Lu Hong, Li Xianting, He Bingqin, Hang Jian, Fang Man, Fang Lijun, Du Hongyu und Qi Haifeng.
Die Ausstellungseröffnung wurde von einem Symposium mit Diskussionen zwischen Künstlern und Kritikern begleitet.
Die Region blickt auf eine reiche Kulturgeschichte zurück (schwarz-weiß bemalte Cizhou-Keramik und antike Grotten-skulpturen). Die moderne wirtschaftliche Entwicklung in China, von der Regierung vorangetrieben, ist faszinierend vielschichtig. Anstatt sich fast ausschließlich auf die Wirtschaftsentwicklung zu konzentrieren, unterstützt die Regierung Kultur, Museen und Kunst großzügig in der Überzeugung, dass ein umfassender Ansatz das allgemeine Wohlbefinden der Bevölkerung, die kulturelle Bildung und den Tourismus fördert.

(Marc Leuthold)

Great Compassion Mantra von Lu Bin

Künstlerjournal

Marc Leuthold – USA
Marc Leuthold (geb. 1962) erklärte, er habe Ton als Material gewählt, weil er formbar sei und sich dadurch im kreativen Prozess leichter handhaben lasse als andere Materialien. Außerdem erlaube er die Transformation in verschiedene Medien. Gedrehte Gefäße und Skulpturen sind von gleicher Wichtigkeit für ihn. Er verwendet runde Keramikplatten als Grundeinheit und scheibenförmige Ringe als fundamentale Einheit.

Li Wei-han (Rosanna Li) – Hong Kong
Li Wei-han (geb. 1957) studierte in den 1980er Jahren Keramik und Kunstpädagogik in Hongkong und Großbritannien. Später lehrte sie an der Fakultät für Design der Hong Kong Polytechnic University. Lis Keramikarbeit konzentriert sich auf die Darstellung des Alltagslebens gewöhnlicher Leute in Hong Kong.
Von der Wahl des Tons bis hin zur Pose ihrer Figuren bewahrt sie die natürlichen Eigenschaften des Materials. Ohne aufwendige Details zu verwenden, erzählen ihre Werke von den Rhythmen und Emotionen des täglichen Lebens.

(Ting-Ju SHAO)

Marc Leuthold – USA

Li Wei-han – Hong Kong

Werkstattgespräch mit Paolo Porelli

Paolo, Du hast Dein kreatives Leben als Maler begonnen, bevor Du Dich der Keramik und Bildhauerei zugewendet hast. Was hat Dich speziell zum Ton als Deinem Hauptmedium hingezogen?

Nach meinem Abschluss an der Akademie der Bildenden Künste, mit Schwerpunkt Malerei, geriet ich in eine persönliche, ästhetische Krise. Die durch die Malerei geschaffene Illusion von Volumen und Raum reichte mir nicht mehr aus. Ich brauchte Körperlichkeit und Konkretheit der Form. Durch Zufall stiess ich auf die Keramik, die zu einer Erweiterung des bildnerischen Materials wurde, mit dem ich Volumen schaffen und Farbe als grundlegenden Bestandteil der ausdrucksstarken Wirklichkeit bewahren konnte. Als autodidaktischer Keramikkünstler benötigte ich Jahre, bis ich begann, in Keramikbegriffen zu denken, den physikalischen Zustand des Tons in jedem Moment des Arbeitszyklus zu verstehen und meine Arbeitsweise an die Eigenschaften der Keramik anzupassen. Ausserdem musste ich lernen, die Materialien und Mengen der Rohstoffe zu notieren, die ich verwendete, um konsistente Ergebnisse zu erzielen. Dieser Aspekt war von besonderer Bedeutung für meine völlig intuitiven Experimente mit der «Lüstertechnik in der Glasur», die durch eine chemische Umwandlung der Glasur bei niedrigen Temperaturen überraschende chromatische Effekte erzeugt.

(Evelyne Schoenmann)

Paolo Porelli

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