Neue Keramik 1/2025

Aktuelle Ausgabe – Neue Keramik 3/2025

Im PORTRAIT: 7 Keramikkünstlerinnen und -künstler aus Korea, Deutschland, Niederlande, Korea / Frankreich, Schweiz. Wir berichten über AUSSTELLUNGEN und VERANSTALTUNGEN aus Deutschland, China, Rumänien, Frankreich, Portugal, Afrika, Belgien, GB, USA. Im KÜNSTLER-JOURNAL stellen wir ChengOu Yu und Viktória Maróti . Darüber hinaus Werkstattgespräche, Termine, Kurse, Seminare, Märkte.

Inhalt

DIE NEWS

PORTRAITS
Kwon Jin-hee – Korea
Susanne Eckert-Trautnitz – Deutschland
Edith Tergau – Niederlande
Nora Arrieta – Deutschland
Seungho Yang – Korea / Frankreich
Thomas Weber – Deutschland
Laurin Schaub – Schweiz

AUSSTELLUNGEN / VERANSTALTUNGEN
Deutschland, China, Rumänien, Frankreich, Portugal, Afrika, Belgien, GB, USA
Hedwig Bollhagen Museum – Velten – Deutschland
Porzellanfliesen in Jingdezhen – China
Cristina Bolborea – Bukarest – Rumänien
“Jeux de Matières” – Le Don du Fel – Frankreich
Cerdeira – Portugal
“Space Time Weekend” – Dießen – Deutschland
Keramik & Reisen – Afrika IV
“Ceramic Art Brussels” – Brüssel – Belgien
“COLLECT” – London – GB
“NCECA” – Salt Lake City – USA

BÜCHER
Neue Lektüre – International

KÜNSTLER-JOURNAL

ChengOu Yu (China) und Viktória Maróti  (Ungarn) – Ting-Ju Shao

WERKSTATTGESPRÄCHE

Doris Becker – Evelyne SchoenmannInterview / Technik

TERMINE / Ausstellungen / Galerien / Museen
Ausstellungskalender    International

KURSE / SEMINARE / MÄRKTE
ANZEIGEN
VORSCHAU / IMPRESSUM

Leseproben

Kwon Jin-Hee

Beim Betreten der ersten Galerie des New Taipei City Yingge Ceramics Museum bei der Taiwan International Ceramics Biennial 2024 werden die Besucher von vier Preisträgern begrüßt, unter denen ein leuchtend orangefarbenes Gefäß in Kombination mit einem konischen Gefäß mit schwarzen Punkten auf weißem Grund hervorsticht. Diese mit Gold ausgezeichneten Stücke von Kwon Jin-hee mit dem Titel „Conceptual Core_Hangari“ sind zentralen Stücke der Biennale.
Die beiden Gefäße stehen oder liegen still auf dem Sockel. Es sind Gefäße, die jedoch unsere Vorstellung von Alltagsgegenständen übersteigen: Das urnenartige orangefarbene Gefäß zeigt eine starke Präsenz, während die konische Vase an alte Ritualgefäße erinnert. Der Betrachter beugte sich unbewusst vor, um die inneren und äußeren Strukturen des orangefarbenen Gefäßes und dann die unregelmäßigen schwarzen Punkte des anderen Gefäßes genauer anzuschauen. Trotz ihrer scheinbaren Schlichtheit bezeugen Farben, Texturen und Formen Kwons kreative Energie.
Kwons Ansatz hat die gewöhnlichen Gefäße in außer gewöhnliche Objekte verwandelt, die sowohl überraschen als auch die Fantasie beflügeln. Zwischen den Windungen wurden auf raffinierte Weise Lücken gelassen, um ein neuartiges Gefühl von Struktur zu erzeugen. Ihre Perspektive interpretiert neu, wie Gefäße sein können.

(Shao Ting- Ju)

Kwon Jin-Hee

Edith Tergau


Keramik als Feier der Natur auf der Ebene Zelle

Die Welt der Keramik bietet eine besondere Mischung aus Handwerk und Kunst, bei der natürliche Formen und konzeptionelle Schönheit in greifbaren Objekten zusammenkommen. In dieser Welt ist Edith Tergau bekannt für ihre tiefe Faszination für die Natur, insbesondere für die kleinsten Lebensformen, die mit bloßem Auge nicht sichtbar sind. Ihre Arbeit, die sie unter dem Namen Natural Curiosities zusammenfasst, geht über reine visuelle Ästhetik hinaus. Es ist eine Hommage an die Zerbrechlichkeit und Kraft der Natur, bei der sie die Grenze zwischen Kunst und Wissenschaft überschreitet.
Eine visuelle Ode an die mikroskopische Welt
Edith Tergaus keramische Skulpturen sind von der Wissenschaft lebender Organismen und mikroskopischer Lebensformen inspiriert. Was auf den ersten Blick wie abstrakte Formen erscheint, sind tatsächlich Vergrößerungen von Elementen, die dem Auge normalerweise entgehen, wie Bakterien, Flagellen oder Pflanzenteile. Damit lädt sie den Betrachter ein, die natürliche Welt auf eine neue Art zu betrachten und über die Komplexität des Lebens nachzudenken.

(Martin van Cruchten)

Edith Tergau

Nora Arrieta

Monika Gass im Gespräch mit Nora Arrieta

Wie hat Ihre keramische Karriere begonnen, warum gerade “Ton”?
Es hat ein bisschen gedauert mich an das Material Keramik heranzutasten. Mit Ton als bildhauererischem Material habe ich zwar schon früh gearbeitet, als Kind mit lufthärtenden Massen, u.a. um eigene Spielfiguren herzustellen, als Jugendliche in Bildhauereikursen, in denen mit Gips oder Ton modelliert wurde, aber ohne Brenn- oder Glasurprozesse. Im Bildhauereistudium an der Kunsthochschule Berlin Weißensee habe ich mich mit Druckgrafik und Zeichnung beschäftigt, bildhauerisch mit verschiedensten Materialien: Bronze, Stein, Beton, Bauschaum, Gips, Zucker, Wolle, auch mit Keramik. Mein erstes größeres keramisches Projekt war meine Abschlussarbeit in Berlin Weißensee, eine Sammlung von 24 sogenannten Vasen. Nach meinem Meisterschülerstudium in Dresden, habe ich ein Masterstudium in Ceramic Art absolviert, um mich noch intensiver mit dem Material und vor allem mit den Glasuren auseinanderzusetzen.
Das Arbeiten mit Ton und die Möglichkeit diesen zu glasieren und zu brennen, vereint für mich viele bildnerische Interessen.

Nora Arrieta

Thomas Weber

Windschief in hellblau, wacklig in die Knie gehend, der Schwerkraft trotzend, starr und ganz weich, wie die Verkörperung allzu menschlicher Zustände erscheint uns die Skulptur aus der Serie „Stemmen und Hängen“, die unter den Händen des Ludwigsburger Bildhauers Thomas Weber zwischen 2019 und 2020 entstanden ist. Sie bildet gleichsam ein Bindeglied zwischen den archaisch anmutenden, natürlich belassenen, über sich selbst stolpernden „Hochstaplern“ und den farbig inszenierten „Gespinsten“, die im Jahr 2018 im Residenzschloss Ludwigsburg präsentiert, die Räume des Schlosses um eine „barocke“ Komponente erweiterten. „Schlossgespinste und Kerzenständer“ hieß die Ausstellung damals, die in unmittelbarer Nachbarschaft zu Webers Arbeits- und Wirkungsstätte, der Ludwigsburger 
Karlskaserne, stattfand. Der Künstler leitet dort die Tonwerkstatt der Kunstschule „Labyrinth“.
Die opulenten, wild verschlungenen, wuchernden Objekte erstrahlen in intensiver Farbigkeit oder auch in schwarz und gold. Sie ziehen den Betrachter magisch an, so dass dieser versucht ist, die Hand danach auszustrecken, gleichzeitig weisen sie ihn weit von sich, als wären sie das Spiegelbild einer inneren Welt, in der wir nichts verloren haben. Unter dem Titel „Weite Welt da drinnen“ wurden die „Gespinste“ neben anderen Arbeiten aus den letzten sieben Jahren zuletzt im Böblinger Kunstverein gezeigt.

(Katrin Burtschell)

Thomas Weber

Töpferkunst Afrikas südlich der Sahara

Reise durch die südafrikanische Keramikkultur – Teil IV
Das Rust-en-Vrede Gallery + Clay Museum befindet sich in den nördlichen Vororten von Kapstadt in Durbanville. Dieses denkmalgeschützte Gebäude, das 1845 erbaut wurde, ist ein kunstorientiertes Gemeindezentrum und beherbergt das Clay Museum mit seiner umfangreichen Sammlung hauptsächlich zeitgenössischer südafrikanischer Keramik. Neben dem Clay Museum gibt es mehrere Galerien und ein Studio, in dem Kurse für verschiedene Kunst- und Handwerksarten angeboten werden. Dieser Raum dient auch als Veranstaltungsort für Workshops.
Der Komplex verfügt auch über ein Café, das sowohl im Gebäude als auch auf der schattigen Terrasse im Freien leichte Mahlzeiten und Erfrischungen serviert.
Am Rand des Komplexes befinden sich mehrere Ateliers, in denen verschiedene Künstler und Handwerker arbeiten.
Im Einklang mit dem Bildungsauftrag des Zentrums werden viele Ausstellungen von Rust-en-Vrede von Rundgängen, Vorträgen und Workshops begleitet.
Darunter die alle zwei Jahre stattfindenden Portrait Awards und im November 2024 wurde der erste South African Clay Award initiiert. Das Clay Museum wurde 1986 von Maarten Zaalberg, dem damaligen Vorsitzenden von Ceramics Southern Africa, gegründet und ist das einzige Museum in Südafrika, das sich ausschließlich der Keramik widmet.

(Guangzhen Zhou)

Porzellan “Succulents” von Adele Sherlock

Collect 2025

Die jährlich vom Crafts Council veranstaltete Collect, eine der führenden Kunstmesse für zeitgenössisches Kunsthandwerk und Design, fand dieses Jahr zum 21. Mal statt und zum fünften Mal in Londons berühmtem Somerset House.
Die Collect 2025, international als unverzichtbares Event der zeitgenössischen Kunsthandwerksbewegung bekannt, brachte erneut 40 spezialisierte Galerien aus aller Welt zusammen, darunter acht neue Galerien aus der Schweiz, Taiwan, Zypern und Großbritannien, mit über 400 zeitgenössischen Künstlern und Künstlerinnen aus über 30 Ländern, darunter Südkorea, China, Japan, der Ukraine, Südafrika, Griechenland, Kanada und Großbritannien.
An den Tagen, an denen ich die Messe besuchte, war sie wie gewohnt stark frequentiert. Dem Trend der letzten Jahre folgend, hat sich das traditionelle Sammlerpublikum erweitert. Besucher suchen nach Stücken zur Verschönerung ihrer Innenräume oder möchten diese in Auftrag geben. Die Messe bietet weiterhin eine wichtige Gelegenheit, Galerien, Händler und Künstler mit Sammlern, Innenarchitekten, Architekten, Kunstberatern und der breiten Öffentlichkeit zusammenzubringen.
Daher stellten mehrere Designgalerien aus, darunter die zum ersten Mal vertretene Londoner Galerie Melissa Paul, die die erste Einzelausstellung der französischen Keramikerin und Bildhauerin Agnes Debizet in Großbritannien präsentierte und einen Raum mit Keramikmöbeln und funktionalen Tonskulpturen präsentierte.

(Regina Heinz)

Cynthia Corbett Gallery präsentierte Ebony Russell, Siren Grotto Urn

NCECA’s 59. JAHRESKONFERENZ in SALT LAKE CITY, UTAH, USA

„Formation“ 26. – 29. MÄRZ 2025
Formation, das Thema der 59. Jahreskonferenz des National Council on Education for the Ceramic Arts (NCECA) lud dazu ein, die historische und kulturelle Bedeutung der Keramik weltweit zu ergründen. John Dewey, Philosoph und Pädagoge, schrieb: „Das Selbst ist nichts Fertiges, sondern etwas, das sich durch Handlungsentscheidungen kontinuierlich formt.“ Formation, so die website nceca.net: “…ist der rhythmische Herzschlag, der in unserem Selbst pulsiert, in der Natur allgegenwärtig ist und den Ursprung aller Materialien, Dinge und Ideen darstellt. Die Region des Großen Salzsees hat klimatische und geologische Veränderungen erlebt, die Entwicklung auf bemerkenswerte Weise manifestiert. Lehren, Lernen und Gestalten mit Ton erfordern eine kontinuierliche Auseinandersetzung mit der Entstehung als Handlung, Engagement und Analyse. „Formation“ ordnet und gestaltet unser Verständnis von kultureller Identität, Kontinuität und Wandel in Zeiten von Umweltkrisen und Innovation neu. Formation ist ein Moment der Chance, ein dynamischer Prozess der Definition, Vision und Entschlossenheit innerhalb von Individuen, Gemeinschaften, der vom Menschen geschaffenen und der natürlichen Welt. Diese Veranstaltung, die sich auf Keramikkunst konzentriert, evaluiert “Formation” durch Ausstellungen und Präsentationen verschiedener Künstler und Kulturschaffender aus den Bereichen Töpferei, Bildhauerei, Design und Installation sowie Performance.” (*Press.)

(Monika Gass)

Lindsay Pichaske, SOUVENIR, 2018 – 2019, Steinzeug, Porzellan   Foto – Monika Gass

Künstlerjournal

ChengOu Yu  – China
Keramik hat eine lange Geschichte, ihre Formen und Glasuren verändern und entwickeln sich im Laufe der Zeit ständig weiter, wodurch eine endlose Vielfalt an Werken entsteht. Während sich viele zeitgenössische Keramikkünstler auf die Erneuerung oder Erforschung von Gefäßformen oder Glasuren konzentrieren, vertieft der chinesische Keramiker ChengOu Yu (1990) die Interpretation seiner Werke durch ihre einzigartigen Perspektiven und Deformationen.
Yus Werke basieren auf einem speziellen Konzept. Die Serie „Vessel and Void“ beispielsweise nimmt die Form von Bergwänden und Bachtälern an, wobei die Glasuren an alte Felswände erinnern. Während die Form von Gefäßen beibehalten wird, geht die Serie über die konventionelle Vorstellung hinaus, wie Gefäße aussehen. „Crossing“ ist ein in zwei Hälften geschnittenes Gefäß, das von einer Stange getragen wird, die aus seiner Rückseite herausragt. Inspiriert von der traditionellen Form von Gefäßen gehen sie dennoch über die Funktionalität von Gefäßen hinaus.

Viktória Maróti – Ungarn
Ton ist ein transformatives Material, aus dem Künstler lebendige visuelle Landschaften formen können. Marilyn Levines Jacke und Chen Ching-Liangs Holzbrücke veranschaulichen beide diese transformative Kraft des Tons. Anders als ältere Künstler, die Keramik in Objekte verwandelten, erkundet die ungarische Künstlerin Viktória Maróti (1990), die 2018 ihren Abschluss an der Moholy-Nagy-Universität für Kunst und Design in Budapest machte, neue Techniken, indem sie Ton in garnartige Materialien verwandelt. Sie webte ihre Werke von unten nach oben, ähnlich wie beim Stricken eines Pullovers, zu stahl- oder nestartigen Konstruktionen oder kleinen nach unten offenen Objekten. Die gesamte Struktur wird durch Aufbauen oder 3D-Druck vervollständigt. „Corner Object“ (2021), ein scheinbar einfaches Wandstück, überrascht den Betrachter mit seinem raffinierten Zusammenspiel zwischen dem Substanziellen und dem Unsubstanziellen.

(Ting-Ju SHAO)

ChengOu Yu  – China

Viktória Maróti  – Ungarn

Werkstattgespräch mit Doris Becker

Doris, ich frage meine Gäste zu Beginn gerne nach ihrer Ausbildung und ihrem keramischen Hintergrund.
Kunst und Kreativität waren immer ein treuer Wegbegleiter in meinem Leben. In Bezug auf Keramik habe ich schon früh Kurse belegt. Später habe ich mich in der «Académie des Beaux Arts» in Arlon (Belgien) und der Europäischen Kunstakademie in Trier (Deutschland) eingeschrieben und mich auf Keramik-skulptur spezialisiert.

Du hast ja früher auch mit Holz und Stein gearbeitet. Gibt es einen Grund, dass Du Dich dann auf Keramik spezialisiert hast?
Ja, ich habe auch mit anderen Materialien wie Holz und Stein gearbeitet und habe eine Zeit lang regelmässig in einem kollektiven Skulpturenatelier in Luxemburg-Stadt gearbeitet.
Ton wurde schliesslich zu «meinem» Material. Anders wie bei Holz oder Stein, wo man gezielt Materie wegnimmt, kann ich mit Ton formen, hinzufügen usw., also ein komplett anderes Denken und ein anderer Umgang mit der Materie. Auch bietet mir Ton die beste Möglichkeit, meine filigranen Texturen zu realisieren.

(Evelyne Schoenmann)

Doris Becker

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